In Südafrika und Botswana kennen wir schon "jeden Busch", der Bayerische Nationalpark ist immer noch ein Buch mit sieben Siegeln. Also ab nach Neu-Schönau zum Haupteingang in den Nationalpark. Um 9:30 am 28. Mai 2020 steht kein Dutzend Fahrzeuge auf dem Parkplatz, die Ranger beginnen erst mit der Waldarbeit. Ein wunderbarer, etwas sieben Kilometer langer Wanderweg führt an Tiergehegen vorbei. Üppig dimensioniert - nicht für die Greifvögel, scheinen die Tiere Platz zu haben.
Der Wald selber wunderschön. Totholz und sehr alte, riesige Bäume sind in den sonstigen bewirtschafteten Wäldern eine Seltenheit. Geheimnisvolle Baumstümpfe, Wurzelfiguren, wirken wie Waldmenschen, wunderschöne Schwämme an Bäumen. Borkenkäfer werden nicht als Feinde, sondern als wesentlicher Teil der Natur betrachtet. Raum zum Wundern. Raum zum Staunen; es ist nicht der Busch, es ist heimatlicher Wald.
Einige Gehege Corona-bedingt gesperrt, die Mehrzahl begehbar und gefahrlos betretbar. Das Infektionsrisiko scheint beherrscht. Wir sehen Baummarder hinter Gittern, wo nicht klar ist, wer rein und wer raus blickt. Die Elche, Wölfe und Luchse verstecken sich. Die restlichen Tiere lassen sich wunderbar beobachten. Eine Braunbärdame entspannt sich. Ein Wespenbussard und zwei weitere Greifvögel wohnen beengt. Fischotter und Wildkatzen begeistern, eine riesengroße Eule wartet auf die Nacht. Wanderer zeigen wartend unter einem Baum, dass eine Schwarzspecht-Mutter ihren Nachwuchs in der Nisthöhle füttert. Ein Buchfink läßt sich abbilden, kein Problem mit der DSVGO. Wildschweine sind an Menschen gewohnt und verhalten sich auch in der Nähe friedlich. Statt der wohl üblichen 1-2 Stunden hält uns der Wald über fünf Stunden in seinem Bann. Eine Wiederkehr ist sicher.