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Südengland im September 2022

Dienstag, 20.9.2022 um 17:50 Im Flugzeug LH 2478 auf dem Flug nach London Heathrow.

Gerade spricht unser Kapitän, ein Schweizer.
Vor und hinter uns eine oder mehrere Oktoberfest-Gemeinschaften. Entsprechend voluminöse und trinkfeste, das sieht man doch an den roten Gesichtern, schwere Jungs. Alle ganz harmlos.
So, wir landen gleich - etwa 30-40 Minuten Verspätung, wohl ursprünglich, weil der Tanklaster zu spät kam und anschließend unser Flug-Fenster war weg. Der Kapitän erwartet keine der sonst über London üblichen Verzögerungen. Jetzt wird es mit der Einreise und dann mit dem Gepäck spannend. Da war im Sommer die Hölle los. Auch in England fehlt Personal am Flughafen.

Mittwoch, 21.9.2022 Park Farm Windsor


Was für ein Start. Ja, wir landen ca. 30 Minuten zu spät, dann geht’s flott. Immigration einfach und schnell, auch die Koffer gleich am Band. Ab dann wird’s zäh. 20 Minuten warten wir auf den Shuttlebus zum Avis / Budget und dann stehen wir über 40 Minuten am Schalter an. Nicht, weil die Angestellten so langsam sind, sondern weil die drei Kunden vor uns so unvorbereitet sind. Ich ratsch mit der Dame vom Schalter nett und schon haben wir eine Mercedes A-Klasse. Feines Auto mit Navi. Nur noch dreißig Minuten zum B&B. Als Ute vom Avis aus im Park Farm Inn anruft, erfährt sie, dass die Restaurants in Windsor um 21:00 schließen. Caroline, die das B&B betreibt erzählt ihr, dass sie weg muss, der Schlüssel in einer Safety Box am Eingang hinterlegt ist.
Wir parken, bringen schnell die Taschen aufs Zimmer und machen uns wieder vom Acker. Direkt gegenüber ist ein Hotel mit einem Pub, nehmen wir. Einen Burger mit Chips, je einem Cider und bei Ute zwei, bei mir vier Pinten Bier später liegen wir im Bett. Das hat einfach sein sollen.

Immer noch Mittwoch, Southend-on-Sea, Boutique-Hotel-Hamilton gegen 15:30


Hier ist es bewölkt, das Meer gerade nicht da und es wirkt in der Nachsaison etwas trist und lieblos. Auch das ist eine Erfahrung.
Heute Morgen laufen wir nach dem Packen die 35 Minuten zum Windsor Castle, wo sie seit Montag in ihrem Sarg in der Gruft liegt. Es fühlt sich eigenartig an.
Auf dem Weg kommen wir an Schulen und Vorschulen vorbei, die gerade wieder begonnen haben. Mädchen und Jungs in ihren Schuluniformen, sogar die Kleinsten. Sie nehmen in der heutigen Zeit Druck von Eltern und Kindern, den Modetrends nachzurennen.
Nach dem alles überstrahlenden Begräbnis gehen die Leute wieder ihrem gewohnten Weg nach. Ist logisch und doch komisch. Zur jetzigen Zeit gegen 9:00 ist die sehr schöne Fußgängerzone noch reichlich leer. Windsor Castle nach wie vor gesperrt, die Aufräumarbeiten laufen. Die englischen Fahnen noch in der ganzen Stadt sichtbar, die offiziellen Fahnen mit Kränzen, auf den Gehwegen etliche Obdachlose, die Polizei noch präsent.
Gegen 10 Uhr kommt die Sonne raus, es entwickeln sich herrliche 21 Grad.

Donnerstag, 22.9.2022 Southend-on-Sea, 8:00

Morgensport gemacht, kurz vor acht 5 steile Treppen runter, neues Parkticket gezogen, festgestellt, dass ich Honk den Autoschlüssel nicht mitgenommen habe, 5 Treppen hoch, Schlüssel, 5 Treppen runter, Zettel, ins Auto gelegt, 5 Treppen rauf. Hier lieg ich wieder.

Zurück zu gestern. Windsor selber ist eine wunderschöne Stadt rund um die beeindruckende Burg, die seit langem als Schloss genutzt wird. Die Bahnhofshalle bzw. erweiterten Gebäude in Einkaufsmöglichkeiten der schicken Art erweitert.  Auffallend der sehr hochwertige Fuhrpark hier. Er ist mit Altbogenhausen mehr als vergleichbar. EIIR immer noch präsent.

Gegen Mittag fahren wir weiter. Das Navi führt uns auf der M25 einmal in großem Bogen um London herum. Die Autobahn hier im Süden sehr gut ausgebaut, kurz nach 14:00 rollen wir in ein etwas tristes Southend-on-Sea. Einchecken geht erst um 15:00. Der ganze Küstenstreifen hier als Funpark inszeniert. Wirkt bei dem aktuell grauen Wetter und den wenigen, wenn dann vorwiegend älteren Menschen einfach, nun ja, trist.
Um 16:30 stehen wie vereinbart, Nina und John vor uns. Wir alle freuen uns, Umarmungen und Strahlen in den Augen. John überreicht mir eine Kopie seines Buches, wir laufen zum Pier. Seine Geschichte ist ihm sehr wichtig. Nach den 13.000 Schritten in Windsor kommen noch einmal 1,5 Meilen auf dem längsten Pier Englands hinzu. John, am Pier aufgewachsen, erzählt aus seiner Jugend. Nicht vorstellbar, dass dieser sehr seriöse und gebildete Mann in seiner Kindheit knapp vor der schiefen Bahn war. Nina, schick wie immer, bewegt sich noch flott, bei John haben die letzten Jahre Spuren hinterlassen. Auf dem Pier besuchen wir ein Kaffee, das Jamie Oliver gehört und trinken eine wunderbare Schokolade.
Traumhafte Abendstimmung, ein warmer Sonnenuntergang, Lichtstimmung vom Feinsten. Die Wetteraufhellung vertreibt das Triste. Mit seinem Jaguar fahren wir nach Thornbay ins Restaurant Roselin. Ziemlich fein, noch jeanstauglich. Octopus, Makrele als Starter, Kabeljau und für mich ein Rochenflügel als Main. Eine Flasche Wein für uns drei, Nina trinkt keinen Alkohol, hat sie noch nie. Sie bekommt eine „Virgin Bloody Mary“, also Tomatensaft. Allein dieser Abend bücherfüllend.

Donnerstag, 22.9.2022, Wilton, Pembroke Arms 21:00

Heute Morgen zu Nina und John nach Hause gefahren. Sandra, die Cello-Partnerin von Nina schon da. Sie ist Teilzeit-Lehrerin für Musiktheorie in der Schule. Nina am Flügel, Sandra am englischen Cello, welches komplett anders klingt als das heute übliche italienische Modell. Die beiden spielen ein paar wunderbare Stücke, ich fotografiere. Schöne Atmosphäre, wunderbare Erfahrung. Nina macht zu Mittag einen Pie mit Salat. Wir erfahren eine Menge über ihr Leben.
Irgendwann fahren wir los, Wieder gaaaaaaanz um London herum auf der M25, später M3. Nach knapp drei Stunden sehen wir Stonehenge. Die Steine wirken vertraut. Egal, wir fahren nach Wilton, checken hier ein. Ein wunderbares englisches Hotel mit Restaurant, feine Stimmung. Eine Runde durch Wilton. Im Freiluftbereich des Pembroke Arms ein Feierabendbier, dann ab ins Restaurant. Die Atmosphäre sehr intim und schlichtweg Britisch. Wir fühlen uns sehr wohl. Noch einen Whisky an der Bar und schon liegen wir im 21:15 im Bett.

Freitag, 23.9.2022, Bath, Oldfield House 17:00


 Heute Morgen um 7:00 klingelt wieder der Wecker. Stonehenge ist angesagt. Duschen fällt aus, das Kaltwasser in der Dische funktioniert nicht, ich verbrühe mich fast beim Versuch. Egal. Die Fahrt zu Stonehenge keine 20 Minuten. Wir wollen bei den ersten sein. Die Schlange an Campern und Caravans auf den Feldwegen ziemlich lange, der Parkplatz gegen 9:15 noch übersichtlich. Öffnung von Stonehenge um 9:30. die Schlange an der Kasse kurz, wir haben die Tickets gestern schon gekauft. Die Anlage öffnet später, da noch die Menschen vom Platz mussten, die Equinox gefeiert haben. Der erste Bus bringt uns zu den Steinen. Der Himmel öffnet sich, herrliches Licht strahlt. Auch, wenn die 50 € für uns zwei nicht ganz günstig sind, wir besuchen immerhin eine der weltweit berühmtesten Sehenswürdigkeiten. Stonehenge. Dass wir hier mal stehen und staunen können.  





Die Fahrt nach Salisbury ziemlich kurz. Nach knapp 30 Minuten kurven wir in der Altstadt herum, um einen Parkplatz zu finden. Ein Parkhaus in der Nähe der Kathedrale lässt uns parken. Schöne Stadt, entspannte Atmosphäre. Die Kathedrale freigestellt, sehr imposant. Der Kirchturm wohl der höchste in ganz England. Das Innere atemberaubend, wir kommen aus dem Staunen nicht heraus. Die Briten gehen mit ihrem Glauben sehr entspannt um. Es wirkt beinahe weltlich.
Den Nebenraum mit dem verdunkelten Zelt, das eines der vier originalen Exemplare der Magna Charta enthält, besuchen wir natürlich auch. Die Magna Charta besteht nur aus einer einzigen Seite.

Über Land nach Bath zu Jenny, wir freuen uns, dass wir uns wiedersehen. Einen Kaffee und nach einer Stunde fahren wir zum Hotel, das trotz Navi nur sehr schwer zu finden ist. Ich muss schon anhalten und Ute die Häuser zu Fuß erkunden lassen. Alle Parkplätze voll, wir werden bei Jenny parken. Cathy in der Rezeption, ehemalige Lehrerin begrüßt uns und die anderen Gäste sehr freundlich und führt uns in die Besonderheiten des Hauses ein. Wir kommen in unser schönes Zimmer, liegt da eine Flasche Wein und eine große Auswahl an Schokolade auf dem Bett. Jenny!

Samstag, 24.9.2022 15:30, Bath



Der Tag beginnt wunderschön. Jenny holt uns ab, wir fahren in die Stadt, schöne Atmosphäre. Besuch des beeindruckenden Römischen Bads.
Irgendwann stell ich fest, dass meine silberne Box mit allen Karten verschwunden ist. Verloren, geklaut, keine Ahnung. Alles drin, bis auf den Reisepass.
Jenny macht online eine Verlustanzeige bei der Polizei. Kreditkarte und EC-Karte online und tel. gesperrt und per E-Mail eine Verlustanzeige in München bei der Polizei gemacht. Immerhin der Reisepass noch da. So ein Mist Zefix…

Jenny holt uns um 16:30 ab und fährt mit uns durch die Pampa in einen herrlichen Pub an einem Kanal. Stimmung sensationell, wir nehmen einen G&T. Die Sonne scheint, das Licht überragend. Anschließend nach Bathampton in ein sehr nettes Pub. Wir essen zu viel, ratschen über Gott und die Welt. Relativ zeitig, so gegen 20:30 zurück ins Hotel. Ute und ich trinken noch die Flasche Wein, die uns Jenny ins Bett gelegt hatte.

Sonntag, 25.9.2022 19:00, West Lulworth, Limestone Hotel



Alles wieder gut, naja 95% zumindest.
Heute Morgen holt uns Jenny gegen 9:00 ab, wir treffen uns mit ihren Töchtern Loren und Taryn und der Enkelin Micaela in einem Café an irgendeinem Park. Danach kurven wir mit zwei Autos durch die Gegend, um in einem Garden Center zu landen. Jenny und Ute in ihrem Element.
Weiter eine traumhafte Fahrt nach Lultworth. Es hat etwas abgekühlt. 17 Grad stehen dem Land gut. Nach zwei Stunden erreichen wir hier diesen herrlichen Platz. Nicht ohne vorher durch Militärgebiet zu fahren. „Tanks crossing“ und „Sudden Gun Fire“. Und dann steht da einfach Kitz am Straßenrand der recht engen Straße und knabbert friedlich vor sich hin. Es denkt nicht mal daran, zu verschwinden. Wir bremsen alle und weichen großzügig aus. Die Menschen sind so friedlich und so rücksichtsvoll. Sie wollen auch ihre Sicherheit. Eine eigene Diskussion. Wir parken am Hotel, Blick aufs Handy. Ein Anruf aus England. Ich ruf zurück. Unser Hotel in Bath hat die Dokumente gefunden. Welche Freude. Nach kurzem Hin und Her wird beschlossen, zurückzufahren. Es sind zwei Stunden easy driving je Weg und 14:00. wir müssten um 18:00 wieder hier sein. Gesagt, getan, Jenny informiert und vier Stunden später sind wir müde und zufrieden hier im Hotel. Genießen ein Bier und gehen gleich Essen. Polizei informiert, Bank informiert, Termin für Ausweis angesagt, Freunde informiert. Alles ist gut…

Montag, 26.9.2022, West Lulworth, Limestone Hotel

Wenn ich aus dem „Livingroom“ schaue, so fühlt sich das Zimmer hier gegenüber dem Restaurant an, sehe ich diese typische englische Landschaft mit diesem Wahnsinnslicht. Sonne und weißblauer Himmel in Abwechslung mit dunklen Wolken. Feine englische Musik spielt im Hintergrund und wir ruhen uns aus. Heute Morgen bekommen wir ein hervorragendes englisches Frühstück. Frisches Obst, Müsli und als „hot breakfast“ eine Scheibe Baguette, darauf Avokadocreme und Chilliflocken. Nein, keine Scheibe Zitrone, sondern Limette. Dazu ein pochiertes Ei, etwas Kresse drüber, fertig. Auch der Kaffee ist hier sehr fein. Es wirkt sich wohl aus, dass in der Küche ein Däne und ein Franzose kochen.

Wir fahren zu Lulworth Castle, es öffnet um 10:30. Tickets online gekauft und los geht’s. Der Park riesengroß, wir sind am Parkplatz, der innerhalb des Anwesens liegt, die ersten. Die Burg so richtig typisch. Wie ein Quadrat aufgebaut, an den Ecken runde Türme. Das Innere schön beschrieben. Leider ist die Burg, die Familie Weld hatte sie 1641 gekauft und bewohnt, im Jahre 1929 bis auf das äußere Mauerwerk vollkommen ausgebrannt. Anschließend spazieren wir im Park. Versuchen, ein Bild vom Schaf Shawn zu schießen und gehen durch ein kleines Wäldchen auf der Suche nach den Pfauen. Wir finden einen jungen Pfau, der sich ganz ungeniert anschließt. Als wir uns am leeren Spielplatz auf eine Bank setzen, um die Aussicht bis zum Meer zu genießen, legt er sich keinen Meter vor uns hin und kuckt auch dumm in der Gegend herum.
Dann geht’s runter zum Lulworth Cove, einer herrlichen Bucht und wir spazieren auf den Klippen die Küste entlang. Rosamunde Pilcher live. Mir war vor dem Besuch gar nicht bewusst, dass wir uns schon an der Jurassic Küste befinden.

Dienstag, 27.9.2022, 20:15 West Lulworth, Limestone Hotel

So, der letzte Tag ist nun auch fast vorbei. Heute Morgen hoch zum Parkplatz am Dundle Door. Das Wetter so gemischt. Sehr windig, bewölkt, aber trocken. Noch wenige Menschen hier. Wir steigen zu den Aussichtspunkten ab und lassen uns von der gewaltigen Landschaft am Meer beeindrucken. Dundle Door ist eine Felsformation mit nem „riesigen Loch“, das wie ein Tor zum Meer aussieht. Einfach mal kucken ist hier die Devise.Westwärts nach Dorchester. Fünf Grad wärmer und trocken. Gut, dass wir hier sind. Wir werden entromantisiert. England ist auch nicht überall so traumhaft schön. Die Leute hier haben offensichtlich zu kämpfen. Zurück nach Lulworth und eine große Pause gemacht. Gepackt werden muss ja auch noch.

Mittwoche, 28.9.2022 15:15, London Heathrow

Was für eine Anreise. Heute Morgen zeitig aufgestanden, mit Frühstücksbeginn um 8:30 (half eight) ist unser Auto gepackt und fertig zu Abreise Das Navi sagt, dass wir um 11:20 bei Avis sein sollen. Die ruhige Anfahrt Richtung London, erst Landstraße, später die M3, dann auf ein kurzes Stück auf die M25, wir sollten bald da sein. Ja, ich lese etwas von 20 Minuten Stau an der J4. Was geht uns das an? Das Navi bringt uns zur J4 … wir stehen. Straße gesperrt, wir umfahren den Stau, das Navi folgt uns. Zeitweise geht gar nichts mehr. Die Menschen, die zu den Parkplätzen wollen, stehen noch. Nach 12:00 sind wir am Avis. Auf der Straße herrscht Chaos. Wir fragen uns, wie wir und die Millionen, so wirkt es zumindest, anderen, zu dem Terminals 2 oder 3 kommen. Unser Ziel ist Terminal 2. Der Busfahrer bringt uns zum Terminal 4. Der Tunnel zwischen Terminal 2 und 3 ist gesperrt. Ein Paneel ist wohl runtergefallen. Die U-Bahn soll uns zum Terminal 2 bringen und kostet nichts. Uns und Millionen anderer Passagiere. Ein Avis Mitarbeiter begleitet uns und andere Kunden. Auf dem Weg mit einem Kollegen zu den Terminals, um den ankommenden Kunden den Weg via Terminal 4 zu erklären. Der Flughafen ist riesengroß. Wir brauchen eine kleine Ewigkeit von der U-Bahn zum Terminal 2. Gepäckaufgabe klappt wunderbar, wir reihen uns in das nächste Chaos ein, die Sicherheitskontrolle. Kurz und gut, wie brauchen in Summe die Stunden unserer Sicherheit vom Autobahnende bis nach der Kontrolle auf. Etwas zu essen und ein Bier.

Abflug war dann gegen 17:30. Der Captain hat eine andere Flugroute verhandelt, sonst wären wir erst um 19:00 losgekommen. Also ab in den Süden über die Normandie, weiter durch die gesamte Schweiz und dann von Osten angeflogen.