Keine einfache Angelegenheit. Wir alle wissen spätestens seit Karl Valentin: "Schwer ist leicht was"
Irgendwann nach den Bundestagswahlen 2025 hat uns der Hafer gestochen, eine Idee, die immer noch komplett unreif ist, kam auf. Im Juni Flüge, eine Ferienwohnung in Somerset West und eine Mobile Safari in Botswana gebucht. Eher beiläufig die Unterlagen für ein "Retired Visa" beschafft. Anfang September vollständig, sind wir auf das Generalkonsulat Südafrikas am Sendlinger Tor Platz gegangen, haben uns im Treppenhaus hintangestellt und fanden uns 90 Minuten später in einem kleinen Kabuff vor einer Sicherheitsscheibe, hinter der ein nicht unfreundlicher Konsulatsbeamter saß. Die Unterlagen "fast" perfekt, sollten wir uns keine Gedanken machen. Das Visum kommt rechtzeitig. Naja das schon, aber doch verdammt knapp. Mittlerweile entstanden auch einige Kontakte zu lokalen Maklern. Wenn wir uns heute am 28.10.2025 anschauen, wissen wir nicht, wie es enden wird. Ist auch komplett egal - ein Abenteuer wird es auf jeden Fall. Anschließend noch eine Safari im Zelt mit der Strecke von Maun bis Kasane in Botswana. Am 29.10.2025 geht's los. Direktflug München Kapstadt.
Im Flugzeug 19:30 - ready for take-off. Maschine gut gefüllt. Gut, dass wir zwei Gangplätze haben. Der Mittelplatz neben mir ist frei. Ute hat leider keine Luft neben sich. Wir können ja beliebig tauschen.
Meine Nachbarin und ihr vor uns sitzender Mann fliegen für zweieinhalb Wochen nach Kapstadt und wie wir weiter nach Somerset West. Wollen sich auch etwas umschauen. Sie hatten schon einmal mit Freunden ein Haus hier, haben das verkauft. Freunde von ihnen sind jetzt ausgewandert. Ist schon eigenartig. Waren schon öfter in Kapstadt. Sind über die Weinregion nicht hinausgekommen. Johannesburg, Krügerpark, Botswana, Karoo große Fragezeichen. Nach 26 Jahren in Hamburg wieder nach Bayern zurück und haben sich in Landshut ein Haus gekauft. Hamburg hat sich anscheinend negativ verändert.
Somerset West, Summer Place 30.10.2025, 22:30
Etwas geflasht machen wir Feierabend. Ein traumhafter, wenn auch anstrengender Tag geht zu Ende. Der Flug ganz ok, die Crew sehr freundlich und fix - ja, in der Lufthansa, mit der wir immer beste Erfahrungen gemacht haben. Viel geschlafen haben wir nicht. Dazu fehlt der Platz. Egal. Nach 11 Stunden Direktflug touch down um 7:00 in Kapstadt. Wir sind beinahe etwas enttäuscht. Es fehlt der intensive Geruch nach der roten Erde um Johannesburg, für uns immer ein Zeichen, dass die zweite Heimat erreicht ist. Ging dann ganz schnell, das Wetter mit 26 Grad traumhaft, blauer Himmel, Blick auf die Berge. Der Flughafen eher klein. Wir sind schnell durch die Immigration. Unser Visum extra erfasst. Koffer da, raus zum Vodaphone Stand, SIM Karte mit ein paar Hemmnissen beschafft, immerhin begrüßt mich der Verkäufer mit welcome back home. Auf meine Fragezeichen im Gesicht, meint er nur: „ Your accent just changed to South African“. Ab zum Europcar. Der Mann am Counter meinte nur, ach Ihr seid Deutsche. Dann bekommt Ihr ein deutsches Auto - einen VW. Da scherze ich mit meiner BMW Historie, will er mir glatt einen BMW geben. Abgelehnt, ist mir zu auffällig. Und los geht’s auf die N2, vorbei an Khayelitsha, auf 500.000 bis 2,5 Millionen Bewohner geschätztes Township. Bloß nicht reingeraten, das könnte heftig werden. Kurz darauf sind wir in Somerset West und treffen vor der kleinen Wohnanlage unsere Vermieterin, Walle Hartmann. Sympathische Frau in ihren Siebzigern, Achtzigern, auf jeden Fall topfit. Wir betreten die Wohnung und sind gleich schockverliebt. Lassen wir das erst einmal einfach wirken.
Nein, sie liegt nicht in einem Security Compound sondern mitten in der Stadt. Old town ist der Begriff. Schon wieder eine Ähnlichkeit zu Europa. Nahe der Main-Street und doch komplett ruhig. An die reduzierte Geschwindigkeit dürfen wir uns erst noch gewöhnen.
Nach dem Frischmachen gehen wir die paar Meter zum SPAR um die Ecke, um ein Paar Basisdinge einzukaufen und trauen unseren Augen bzw. Ohren nicht. Wursttheke wie in Bayern, Bier aus Bayern, viele alte Menschen mit Dialekt aus Bayern, der Schweiz und Österreich. An der Kasse ein Mann zu seiner Frau: „Du, i hob fei nur oa Scheibm Leberkas gkafft“. Spooky.
Die Mischung der Menschen hier am gleichen Ort fühlt sich komplett anders als in Pretoria an. Sehr entspannt, egal ob Afrikaner oder Europäer, ob jung oder alt. Sehr freundliche Menschen, jeder hat ein „Word“.
Am Nachmittag wieder um die Ecke zu Henri’s Restaurant und es gibt was Feines zum Essen. Drei hervorragende Gänge… und zur Feier des Tages eine Kleine Zalze Chenin Blanc. Anschließend ist die doch anstrengende mentale Vorbereitung, der lange Fluge und das gespannt erwartete Ankommen, etwas erschöpfend und wir sinken für zwei Stunden auf der Dachterrasse in die Liegen. Knappe 30 Grad, Meeresbrise, herrlicher Blick über Somerset West. Nein, das ist keine typische südafrikanische Stadt mit 60.000 Einwohnern vor den Toren Kapstadt. Gegen 19:30 geht die Sonne unter. Herrliches Licht über der Stadt, dem Meer im Hintergrund und den Heldersbergen um den Ort.
Ach ja, Bilder von der Gegend kommen … irgendwann … noch keine Lust.
Somerset West, 31.10.2025, 22:30
Ziemlich viel Chaos heute - Nicht Südafrika verursacht, eigener Schrott. Einkaufen im Foodlovers Market angesagt. Noch aus Pretoria bekannt, war immer, meist der Lebensmittel-Markt der Wahl. Ich werd noch gefragt, ob ich die Autoschlüssel hab. Greif in die Hosentasche - nichts. Kein Schlüssel. Ach kein Problem, wird schon in meiner Fototasche sein. Ne, auch nicht. Unruhe bei uns beiden kommt auf. Die Wohnung wird auseinander genommen, nichts. Vor zum Henri‘s von gestern Abend, nichts. Große Unruhe. Dem Hausmeister Bescheid gegeben, er kümmert sich und trägt den Verlust in die hauseigene WhatsApp-Gruppe ein. Noch mal nachgedacht. Wo ist der v… Schlüssel? Ist mir in 48 Jahren nicht passiert. Noch mal in der Wohnung nachgeschaut - eher der Vollständigkeit halber in die Hosentasche meiner Jeans gegriffen. Der Schlüssel ist da. Ein großer Ballast fällt ab. Das Telefon klingelt. Die Vermieterin ruft an. Ich kann Entwarnung geben. Auf dem Gang werden wir von weiteren Bewohnerinnen angesprochen, ob wir das mit den Schlüsseln sind. Die Gemeinschaft kümmert sich.
Ab in die Somerset West Mall. Erst mal in den Foodlovers Market. Am Eingang fehlen mir meine Unterlagen. Reisepass etc. Ach ja, sind im Auto. Ich geh schnell zurück, mach den Kofferraum auf und PENG. Der Kofferraumdeckel des Polo bleibt nicht oben und ich ramme meinen Schädel mit großer Wucht an die Kante. Tut weh, aber ist Nix passiert. Wir kaufen unsere Lebensmittel fürs Wochenende ein. Ziemlich günstig und frisch. Noch in die Mall zum Checkers oder Pick‘n Pay, ein paar Kleinigkeiten besorgen. Im Kreisverkehr bin ich außen, hab noch eine Ausfahrt vor mir. Das weiß der Lieferbote auf dem Motorrad neben mir nicht und will mich überholen. Ich bleib ja in der Kurve, er will rausfahren. Unfall gerade noch vermieden. Es reicht für heute. Wir gehen noch in die Mall. Deutlich angenehmer als Menlyn. Letztlich die gleichen Läden. Viele Besucher haben leere Augen. Man sieht ihre täglichen Sorgen. Und dennoch sind alle freundlich. Ist schon eigenartig hier. Es gefällt uns. Ist so komplett anders als in Pretoria. Eine Nachbarin erzählt, dass die Ecke dort komplett verkommt. Zu viele wirtschaftliche Probleme mit den entsprechenden Folgen für die Bevölkerung. Ab nach Hause. Erst mal ein Castle zischen. Ich koche heute, draußen regnet es etwas und wir machen uns einen schönen Abend. Viel Lärm um Gottseidank nichts.
Das ist im Grunde das Hauptziel der zwei Wochen. Können wir einfach so hier Leben, um den Winter ab nächstem Jahr daheim zu umgehen, ohne jeden Tag Sightseeing zu machen? Also am Tag zwei sieht es gut aus.
Nur die Geschichte mit dem Plug and Paste der Bilder klappt mit den Fingern nicht so prickelnd. Formatiert wird Zuhause in München.
Alleine die Dachterrasse ist ja schon eine Sünde wert. Die Welt außen vor, etwas Smooth Jazz aus dem Lautsprecher und der Himmel ist nah.
Und dann erinnert das Lebensgefühl wieder an München. Kann beides „daheim“ sein? Jetzt, nachdem wir alle anderen Besichtigungen abgesagt haben - ja, das Pretoria-Feeling ist wieder da. Erste Besichtigung, gleich 100%.
Wir haben ja noch Zeit.
Unten gibt es noch ein Gästezimmer mit en-suite Badezimmer, oben anschließend an das Schlafzimmer ein großes Bad und einen großen begehbaren Kleiderschrank, alles da alles drin. Wir könnten eigentlich gleich einziehen. Nur noch ein paar wenige Anschaffungen und alles wäre gut. Ach ja, eine abschließbare Einzelgarage ist auch dabei.
Samstag, 1.11.2025 Somerset West
Ganz im Gegensatz zu gestern ein wunderbar entspannter Tag. Spätes dennoch umfangreiches Frühstück - Biltong und Dryworsch inklusive, die Erdbeeren schmecken sensationell, kommen ja nur ein paar Kilometer weg von hier und es ist Erdbeerzeit. Auch die Grapefruits, die „eigentlich“ noch Lagerware sein müssten, saftig und wie Grapefruits schmecken müssen. Sogar das Vollkornbrot schmeckt und ist dabei noch gar nicht vom deutschen Bäcker um die Ecke.
Danach noch einmal - diesmal ohne Schrecksekunde - zur Somerset Mall. Es fehlen noch ein paar Kleinigkeiten wie ein Dosenöffner für die Schältomaten für die Pasta und zwei Sportmatten. Wir sind das so gewöhnt, dass es ohne nicht gut ist.
Wieder zurück in die Wohnung, Kaffee und ab Richtung Stellenbosch. Das ist nicht Südafrika, nicht das, was wir aus Pretoria kennen. Grüne Hügel, es ist vergleichsweise Mai bei uns, Pferdekoppeln, die vielen berühmten Weingütern. Nicht nur das. Die Infrastruktur gewaltig. Neue vierspurige Straßen, einen PKW Park wie in Starnberg, Golfplätze. Die Berge zum Greifen nah. Da hat der Markus Söder, der heute hier sein soll, einen großen Spaß in seiner Partnerregion. Ein Cruisen wie in Oberbayern. Ist schon sehr nett hier. In die Gegend kommen wir sich häufiger. Ist ja nur 20 Minuten Weg von hier. Zurück Richtung Somerset West und weiter nach Strand - nein , nicht den Strand sondern den Ort Strand, in dem auch einige Wohnungen angeboten werden. Einfach die R 44 weiter. Weiter Richtung Meer, wo wir am Montag noch ein paar Wohnungen anschauen wollen. Na hier wird es dann doch schnell wieder südafrikanisch. Große Compounds mit mächtigen Mauern und Stacheldraht. Hmmm, ist auch nicht so schön hier. Weiter nach Harbour Island. Liegt direkt am Meer. Traumhaft schöne Anlage, in der unsere drei Wohnungen liegen sollen. Wir kommen am Eingang vorbei und fahren gleich weiter. Ne, so wollen wir nicht wohnen. So kommt mir „Voldemort‘s“ (Kurt Kisters Vergleich mit ihm) Mar al Lago vor. Sicher eine schicke Angelegenheit, ein wenig wie ein goldener Käfig. Sehr zufrieden fahren wir zurück in „unsere“ Wohnung. Hier fühlen wir uns wohl. Wenn, dann… schöner Samstag.
Sonntag, 2.11.2025, Somerset West
Typische Orientierungsphase mit ups and downs. Ganz normal. Deswegen heute bei herrlichstem Wetter ein Ausflug an die nahe Küste und dort den Beach Drive in Harbour Island an der R44 zum Whale Watching Point und ein paar anderen View Points. Eine herrliche Strecke, eine herrliche Aussicht aufs Meer. Wie hat sich ein holländisches Kaffeegespräch ausgedrückt: Man fühlt sich so klein hier. Er hat ein Ingenieursbüro in Spanien, lebt da auch viel und hat direkt über dem Platz, an dem wir gerade sitzen, eine Wohnung mit weitem Blick über die herrliche False-Bay. Wir tauschen uns nett aus, er fährt mit seinem Range Rover wieder den Berg hoch. Bei all dem Luxus, den die Häuser am Bergrand ausstrahlen, ist uns zu weit vom Schuss. Er hatte die Wohnung während Corona gekauft als die Preise im Keller waren. Mittlerweile steigen sie gewaltig. Haben wir auch schon festgestellt. Weiter an der Straße mit herrlichem Blick aufs Meer. Immer wieder kurze Pausen, um das Licht, die traumhaften 25 Grad und die Aussicht zu genießen. Das Meer mit seinem satten Blau, in der False Bay auch mal Türkis. An den Berghängen blüht es gelb und blau.
Wir hangeln uns von Whale Watching Point zu Whale Watching Point. Wale sehen wir zwar keine aber jede Menge Robben. Wie sagt Ute? Jeder fängt klein an.
Uns geht’s in der Entscheidungsfindung wieder besser. Alles ganz normal. Zurückbummeln an der Küstenstraße über den Bikini Beach - werden wir sicher auch mal länger bleiben - Gordon’s Bay, wo die Jacaranda Bäume in voller Blüte stehen, Strand und ab in unser Refugium. Ganz klar.
Montag, 3.11.2025, Somerset West
Wie sagt Ute? An emotional rollercoaster. Wahrscheinlich ganz normal. Heute ging’s wieder nach Stellenbosch. Bei wiederum herrlichstem Wetter, blauer Himmel, angenehme 25 Grad auf der vierspurigen R44 mit bestem Belag und großer Struktur bezgl. Ausschilderung biegen wir in die Dorp Straat und ab auf einen öffentlichen Parkplatz. Top modern mit QR-Code ausgestattet. Überhaupt hat sich Stellenbosch noch einmal gemausert. Es fühlt sich an wie Tegernsee, Bogenhausen, Starnberger See und Miesbach. Hier ist die Kohle - richtig richtig viel davon. Und derart sicher, die Studenten der berühmten Stellenbosch-Universität radeln, keine bzw. kaum Zäune. Hier kann man wohl auch Abends noch auf die Straße. Also Südafrika ist das nicht. Wenn sich Stellenbosch anfühlt wie beschrieben, dann ist Johannesburg wie das Frankfurter Bahnhofsviertel, nur viel größer und noch weniger sicher. Wir kommen sicher noch einmal hierher.
Zurück nach Somerset West, geht’s bei uns um die Ecke wieder zum SPAR. Heute warten keine Menschen an der Wursttheke, so ergibt sich die Muße, diese zu betrachten. Unfaßbar - vom deutschen Metzger. Daneben liegen die Christstollen. Ein wenig Heimat brauchen die deutschsprachigen Rentner um uns herum doch auch.
Zum Abschluß ein Besuch um die Ecke bei Henri‘s. Platz im Freien, ein paar Prawns in Peri-Peri Sauce auf Avocado und ein 8-Stunden lang geschmortes Boeuf Bourguignon.
Dienstag 4.11.2025, Somerset West
What a day. Heute musste es einfach Kapstadt sein. Sind ja nur 40 Kilometer auf der N2. Nach dem ausgesessenen morgendlichen Stau nur knappe 40 Minuten. Wieder vorbei an Kayelitsha auf der dreispurigen bestens ausgebauten Autobahn hinein in die Mother City. Ja, die abgebrochene Autobahnbrücke ist noch da. War schon zur Fussball-WM 2010 der Fall. Viele neue Hochhäuser, alles schick. Parken an der V&A Waterfront im Parkhaus. War das letzte Mal (2013) auch noch nicht existent. Eine eigene Welt. Natürlich ist die V&A Waterfront touristisch, natürlich ist sie sehr teuer. Aber so schön. Ja, eine große Menge Deutscher. Aber die wissen ja nicht ;). Unser Ziel das Jetty 2 am Pier 1. Hier sollen die Boote vom „Clipper Round The World Yacht Race“ liegen. 10 Yachten, bestückt mit Privatpersonen, so 17 pro Boot, die um die Welt segeln. Und heute sollen sie hier ankommen. Zwei Boote liegen schon da. Müssen ganz frisch gekommen sein, da das musikalische Empfangskomitee, das später das dritte Boot mit herrlicher afrikanischer Folklore begrüßt, uns im Parkhaus begegnet ist. Die Frauen und Männer an Bord sind schon verdammt abgerockte Typen. Von 23 Jahren bis 68 und von überall auf der Welt her.
Hier die Links der Waterfront und vom Rennen selber. Und heute kommen sie von der direkten Route von Uruguay hierher. Wir sind ganz begeistert vom Event und fahren sicher noch einmal her, um ein, zwei Boote zu besichtigen.
Die Waterfront selber strahlt noch immer - für Städter wie uns - etwas sehr Einladendes aus. Und die Malls haben noch einmal an Klasse zugenommen. Solche Shopping- bzw. Lustwandel-Einrichtungen wie wir sie in den letzten beiden Jahren in Kuala Lumpur, Singapur und hier gesehen haben, gibt es bei uns nicht. Überall erfüllen sie weiter ein ganz wichtiges Kriterium: Blitzblanke und frei zugängliche Toiletten. Bei uns schämt man sich ja direkt. Überhaupt - und das sei erlaubt - kann man den Auguren nur noch zustimmen, die Deutschland auf dem bereits abgestiegenen Ast sehen. Weder München noch Berlin, geschweige den Köln, Stuttgart etc. können ähnliche Angebote bieten.
Uns hüngert, wir gehen eine Kleinigkeit essen. Calamari paniert, Calamari gegrillt, Oliven, Hühnerstücke … ziemlich lecker. Und eine bzw. zwei neue Kapstadt-Mützen habe ich auch wieder bekommen. Die Lieblingskappe ist schon sehr abgeliebt.
Was noch? Der Blick auf den fast wolkenlosen Tafelberg, Boote jeder Größenordnung, spannende Menschen aller Kulturen in guter Stimmung, schöne Musik und Kunst, einfach ein herrlicher Tag. Zurück dauert’s im Feierabendverkehr etwas länger. Jetzt erfreuen wir uns wieder an der Wohnung. Alles bislang richtig gemacht.
Mittwoch, 5.11.2025, Somerset West
Zurück vom frühen Abend- bzw. späten Mittagessen. Wir laufen gerne zu Henri‘s und das geht eben nur im Tageslicht. Herrliches Essen. Prawns mit spicy sauce, ein squid Salat mit Chorizo und Babyspinat zur Vorspeise. Dann aberwitzig gute Ribs und ein mit chinesischen Kräutern zubereiteter Ochsenschwanz. Wir sind satt. Rückblick: Beim Genuss der Ribs haben wir uns gefragt, wann wir das letzte mal diese Qualität genießen durften. Vor Urzeiten, also in den 1980ern in der Waldwirtschaft in Großehesselohe. Grummel über die Zustände daheim. Ach ja, das Essen mit ner Flasche Wasser und ner Flasche köstlichem Chenin Blanc von Kleine Zalze war heute teuer. Mit Trinkgeld 60 € - natürlich für beide.
Zurück zum Morgen. Heute Nacht ein verrückter Vollmond über dem Helderberg. Die ganze Bucht bis runter nach Sands im hellen Mondlicht. So starker Wind, ebenso wie jetzt gerade, dass wir die Fenster nachts nicht öffnen konnten. Etwas schwierig aber was für eine Ruhe.
Heute morgen ab nach Kirstenbosch, dem botanischen Garten von Kapstadt. Ist das verrückt? Unser insgesamt dritter Besuch in dreißig Jahren und wieder komplett begeistert. Wie ein großes, grünes Refugium. Zweieinhalb Stunden spazieren durch das satte Grün unterhalb des Tafelbergs. Wir lernen, dass der Tafelberg vor 250 Millionen Jahren einmal der Talgrund war. Heute eine prominente Erhebung über der Mother City. Es blüht und grünt, Proteas in allen farblichen und strukturellen Schattierungen, Vögelzwitschern, Grashüpfern und was weiß ich noch. Seelenbalsam mit dem weiten Blick auf Kapstadt. Ruhe im Inneren, etwas mehr Klarheit, wie es weitergeht.
Ein großartiger Tag am Kap.
Donnerstag, 6.11.2025, Somerset West
… dafür haben wir heute einen extrem Faulen. Der Wind noch immer sehr kräftig. Für unsere Verhältnisse ein Sturm. Durch die exponierte Lage unserer Dachterrassen-Wohnung wirkt er noch kräftiger. Es ist warm, und doch nicht gerade einladend, sich auf die Liege zu legen. Interessante Erfahrung. Mal sehen, was der Wind die nächsten Tage macht. Kurz einkaufen gehen, da heute Abend Zandile und Retabile für das Wochenende kommen, ansonsten einfach nichts tun. Nach Restaurants für das Wochenende suchen, die göttlichen Erdbeeren schnabulieren, mit Leuten chatten, dösen, Gabi machen, einfach entspannen. Wird ein langer Abend. Ihr Flugzeug landet erst um 22:00.
…