furt samma
 

Siem Reap / Kambodscha 17.3.2025-22.3.2025.


17.3.2025, 21:30, Siem Reap, Hotel The Jungle

Der Kontrast ist schon ein klein wenig heftig. Von Singapur mit dem Entwicklungsindex 9 auf der Welt (wir stehen bei No. 7) nach Kambodscha auf No. 148. Aber alles der Reihe nach.

Heute morgen noch einmal ein Frühstück in der französischen Bäckerei, dann langsam ab zum Flughafen. Langsam wegen der Blase an Utes Ferse. Wir müssen aufpassen, dass die sich nicht entzündet. Online eingecheckt, am Drucker das Gepäck-Label produziert und ab mit den Taschen. Ein wenig dumm aus der Wäsche geschaut, dann um 13:30 ab in den Flieger. Die Maschine der Singapur Airlines nur halb voll. Tut auch mal gut. Auf dem sehr ruhigen Flug von knapp zwei Stunden bietet das Bordpersonal volles Programm, das Essen gar nicht mal schlecht. Wir haben uns das Land von oben gesehen bewaldeter vorgestellt. Sehr viele braune Ackerflächen. Holzeinschlag hier ein Riesenthema. Ein wenig angespannt landen wir auf dem seit erst drei Jahren geöffneten neuen Flughafen. Nicht viel los. Wir paar Menschen in der Boing 737 sind die einzigen Neuankömmlinge. Entsprechend schnell geht es. Kambodscha vor nicht langer Zeit  noch Schreckensherrschaft (Pol Pot) und heutiges Königreich ist noch nicht so ganz entspannt. Äußerlich! Die Offiziellen mit beeindruckenden Militäruniformen und wir voll vorbereitet. Zweifach ausgedruckte eVisa, eArrival Formular alles da. Ein Beamter fragt nur, ob wir die eVisa-Gebühr bezahlt hätten. Das war’s. Das Gepäck läuft schon an den Bändern im Kreis. Wir sind draußen. Unser gebuchter Taxifahrer nicht da. Wir stehen dumm rum. Also erst mal SIM-Karte und nochmal kucken. Alle paar Sekunden werden wir angesprochen, ob wir ein Taxi brauchen. Nach 45 Minuten des Wartens nehm ich das Angebot eines Offiziellen an. Wir gehen zu einem Wagen, da taucht der urspr. Fahrer auf. Natürlich nehmen wir den. Er entschuldigt sich 1.000 mal, weil er den falschen Flieger gemeint hat. Macht doch nichts. Auf der Fahrt nach Siem Reap erfahren wir so einiges, während wir auf einer kaum befahrenen neuen und gut gebauten Straße fahren. Der neue Flughafen ist noch kaum genutzt. Die Chinesen sind noch nicht wieder da. Mit denen haben sie es hier ohnehin nicht so sehr. Die investieren und kaufen und kaufen. Der Tourismus läuft nach COVID noch nicht wieder. Einem davon abhängigen Ort wie Siem Reap tut das weh. Monatseinkommen eines Hotelangestellten etwa 120$, ein Liter Benzin 1$. Wir bezahlen für die Taxifahrt 30$ und den Dreitagespaß Angkor Wat 62$. Unser Führer für drei Tage verlangt 245$, was mit Auto und Fahrer bescheiden ist. Aus unserer Sicht. Am Straßenrand viele Roller, vorwiegend von jungen Frauen gefahren. Die Dörfer am Rand selbst im Vergleich zu Südafrika sehr einfach. Das Zentrum Siem Reaps wie wir uns das gedacht haben. Touristisch und voller Bar- und Kneipenstraßen. Wir sind nur wegen Angkor Wat hier. Unser kleines Hotel The Jungle nach einer Stunde erreicht. So freundliche Menschen. Begrüßungsobst, Orangensaft, liebevolle Einführung. Pool ist da, Restaurant auch, da werden wir uns eher weniger draußen rumdrücken. Das Zimmer groß und vom Komfort ausreichend. Wir machen gar nicht mehr viel rum. Ab zum Bier bei 31 Grad und Essen. Apropos Bier: Am Boats Quai in Singapur 14€ für 0,5l, hier 2,80€ für 0,6l.

Einfach eine andere Welt. Morgen schauen wir, was die Tempelanlagen mit uns machen.


Dienstag, 18.3.2025, 21:30

Absolut geflasht! Pünktlich um 8:30 steht John  mit seinem Hyundai Minivan vor der Tür. Heute ist der erste Tag unserer Tempeltur. The Big Tour. Wir haben ja wenig Ahnung vom Land, der Kultur und seiner Geschichte. Nur ein paar  Bilder von Angkor Wat im Hinterkopf. Wir sollten heute von John eine ganze Menge lernen. Unser Fahrer und Guide erzählt vom Land und seinen Leuten, wir haben auch eine Menge Spaß zusammen. Bei der Anfahrt auf die Tempelzone wird schon klar, dass ein Teil unseres Bildes noch aus 1930 stammt. Die touristische Infrastruktur nimmt schon ein wenig vom Mythos. Aber nur ein wenig. Wir lernen, dass 1930 insgesamt 300 Reisende in Angkor Wat waren - im Jahr. Vor COVID über 3 Mio. und jetzt wieder über 2 Mio. Besucher kommen. Es ist erstaunlich ruhig - die meisten Gäste reduzieren sich auf Angkor Wat bzw. die kleine Tour. Heute stehen sechs Tempel auf dem Programm, darunter Prasat Kravan, Pre Roup und Neak Pean. Beeindruckende Tempelanlagen mit hinduistischen und buddhistischen Göttern und Geschichten. Je nach Besatzungssituation (Thai, Vietnam etc.), Handelswegen und Königen wurde mal der Hinduismus, mal der Buddhismus zur Religion. Die heutigen Khmer, also das kambodschanische Volk sind Buddhisten. John kann die Religionen erklären, die Bedeutung der Götter (Brahman, Vishnu, Shiva), ne stopp mal. Viel zu viel Input. Spannend ihm zuzuhören, spannend die bis zu 1.000 Jahre alten Steinhauerarbeiten und Reliefs und Fresken zu bewundern. In der Realität haut es einen noch mehr um.

John macht durchaus einen Ausflug in die jüngere Geschichte. Erzählt über der Vietnamkrieg, über Pol Pot und die unfassbare Anzahl der Ermordeten. Über die Rolle der USA, Russland und China. Irgendwie klingelt es. Wie heute.

In der Mittagspause kommen wir mit einem Israeli ins Gespräch, der Asien bereist und in Laos, Thailand, jetzt Kambodscha unterwegs war. Nächstes Ziel Vietnam. Auf die aktuelle Lage in Israel angesprochen, kam wieder dieser grundehrliche Pragmatismus zu Tage, den die uns bekannten Israelis haben. Er meint nur, solange es Politiker gibt, kann jederzeit und überall auf der Welt Krieg ausbrechen. Den Gedanken teilen wir, wenn auch mit dem Hintergrund eines sehr langen Friedens in unserem Teil Europas.

Danach schauen wir uns ein paar unterschiedliche Tempel an, bis wir, nicht mehr an eine Steigerung glaubend, nach Angkor Wat kommen. Wir sind erschlagen. Natürlich schon etwas kaputt nach einem langen heißen Tag mit viel Lauferei. Aber was wir hier zu sehen bekommen, nimmt uns den Atem. Etwas mehr Touristen, immer noch sehr erträglich, aber eine Tempelanlagen wie aus einem Traumbild. Dazu noch das langsam wärmer werdende Licht - die Sonne geht bald unter. Wir sind beide wie besoffen von dem Tag.

Um 18:00 schlagen wir wieder im Hotel auf. Ein langer Abend wird das sicher nicht mehr.

Abschließend komme ich mir schon langsam vor wie Cato,der Ältere (cetero censeo…) und halte fest, dass die öffentlichen Toiletten selbst im hintersten Winkel der Welt sauber sind. Ganz im Gegensatz zu unserer Heimat.


Mittwoch, 19.3.2025, 16:00

Eine etwas zeitigere Rückkehr ins Hotel. Dafür war der Start auch schon um 6:30. Kurze Anfahrt zum La Prohm Temple. Uns kommt eine lange Kolonne Roller und Mopeds entgegen, deren Fahrer/-innen bzw. ganze Familien auf dem Weg zur Arbeit / Schule in die Stadt fahren. Wir lernen, dass in der Grundschule ein Schichtsystem herrscht. Die Morgenschicht läuft von 7:00 - 11:00 und der Nachmittagsunterricht von 13:00-17:00. Entsprechend viele Kinder sind schon unterwegs.

Waren wir gestern Abend schon vom Licht besoffen, kam heute morgen noch ein Pfund obendrauf. Kurz nach 7:00 war der Tempel in herrliches Morgenlicht gekleidet. La Prohm gilt auch als Tomb Rider Tempel. Hier wurde gleichnamiger Film gedreht. Die Bäume wachsen z.T. auf den Tempelruinen des 10. Jahrhunderts und erzeugen eine surreale Atmosphäre. Durch die zeitige Anfahrt waren noch nicht viele Touristen vor Ort. Jede Ecke bietet einen neuen Eindruck auf die Bäume und die Tempelanlage. Mittlerweile erkennen wir schon ein paar der Figuren an den Wänden. Die Apsara, also die Tänzerinen, Shiva, Dämonen, Krieger unteren und oberen Ranges sowie die Kobra namens Naga. Die gewaltigen in Stein gemeißelten Wandbilder erzählen ganze Helden- / Kriegs- / Religionsgeschichten. Oft kämpfen Gut gegen Böse. Meist gewinnt Gut. Leider wurden beim „Zwangswechsel“ vom Buddhismus auf den Hinduismus alle Köpfe von den vielfältigen Buddhastatuen abgeschlagen. Viele Tempel auch zerstört. Beim  nächsten Übergang zum Buddhismus wiederum wurden die hinduistischen Zeichnungen beibehalten. Als wir schon mit dem ersten Tempel durch sind, rollen die ersten Gruppen an und schon schwindet die Atmosphäre. 

Es folgt eine 30 Kilometer weite Fahrt zur Tempelanlage Banteay Srei. Zitat Wikipedia: „Banteay Srei (Khmer ប្រាសាទបន្ទាយស្រី) ist eine hinduistische Tempelruine in der Region Angkor der kambodschanischen Provinz Siem Reap. Der auf Grund seiner Ornamentik als einer der kunstvollsten geltende Tempel wurde Mitte des 10. Jahrhunderts erbaut. Banteay Srei liegt rund 23 Kilometer nordöstlich des Angkor Wat und 28 Kilometer nordöstlich des Zentrums der Stadt Siem Reap am oberen Siem-Reap-Fluss.“ Etwas voller wird es jetzt schon. Die Anlage auch wieder atemberaubend. Wie schon gestern sitzen vor der Anlage  Musiker, die traditionelle Musik spielen. Wie schon gestern, erhalten auch sie ein paar Dollar. Die Musiker, alle Opfer von Landminen, denen meist ein Bein fehlt, blind sind oder andere massive Verletzungen davongetragen haben. Unser Guide erzählt, dass erst kürzlich zwei kleine Kinder von einer Mine zerfetzt wurden, nachdem sie mit einer solchen gespielt haben, die sie im Wald gefunden hatten.

Die Fahrt von und nach Banteay Srei ein Erlebnis an sich. Entlang der Straße leben und arbeiten die Menschen. Steinmetze, Schreiner, alle paar Meter Restaurants, Ute entdeckt Hütten voller Menschen mit Nähmaschinen. Überall ein Gewusel. Was uns auffällt, der riesige Unterschied zu Südafrika. In Südafrika wirken viele Menschen passiv und antriebs- sowie mutlos. Hier wuseln sie den ganzen Tag und machen und tun und versuchen. Keine Wertung, keine Ursachenforschung, unser Eindruck.

Letzter Stopp heute Angkor Thom und der Bayon Tempel. Angkor Thom, die ehemalige Hauptstadt und Bayon neben Angkor Wat die bekannteste Tempelanlage. Verrückt, was wir sehen dürfen. Alles eingebettet in den zugegebenermaßen kleinen Einblick in das Leben der kambodschanischen Villagepeople.

21:30 Nachtrag zu heute

Na ein wenig wollten wir schon noch Siem Reap bzw. Das Shopping und Kneipenviertel zumindest etwas erkundigen. Wir landen am Spätnachmittag im Riverside Night Market mit einer Unzahl an Shops, die alle vordergründig das gleiche anbieten. Der Kühlschrank zuhause hat noch Bedarf an einem Magneten. Leider haben die Stücke alle einen Macken. Die Händlerin sucht und sucht und sucht und findet. Derweilen kommen wir ins Ratschen. Eine aufgeweckte und smarte Dame betreibt den Marktstand. Ihr Mann arbeitet als französisch sprechender Guide. Wir gehen weiter, Ute dreht um und fragt sie nach rotem Kampot-Pfeffer. Zuhause ein Vermögen. Nein, hat sie nicht und rennt zu einem anderen Stand. Sie bringt eine richtig gute Ware. Er wird probiert und für gut befunden. 200gr. für 8$, zuhause 240€ für das Kilo. Sie freut sich über das Geschäft und wir ratschen noch eine Weile mit Thong, ein zwei Portraits entstehen noch, die sie sicher bekommen wird. Das Gespräch mit ihr geht tiefer. Sie meinte, dass es ihr schlecht geht, bis sie die boat village people besucht hat, die wir morgen sehen werden. Dann hat sie ihr Glück verstanden. Jennys Kommentar aus Bath war nur: They make you humble. Sie hat so recht! 

Donnerstag 20.3.2025, am frühen Nachmittag 

Was für ein weiterer Magic Day. Wecker klingelt um 4:15, Abfahrt mit unserem Guide John um 5:00. wird ein paar Minuten später, die Zimmertür läßt sich nicht abschließen, also muss die Nachtschicht kurz ran. Ziel der Sonnenaufgang in Angkor Wat. Heute oder morgen, so ganz klar ist das nicht, herrscht hier Equinox und die Sonne geht genau über dem zentralen Turm des Tempels auf. Es war ja klar, dass wir nicht die einzigen sind. Vom Hotel weg eine Prozession vorwiegend Mopeds, Tuk Tuks, ein paar Pkw und Van und Fahrräder. Es ist ja genügend Zeit. Nach 15 Minuten parken die meisten Tuk Tuks. Der Weg bis zur Tempelanlage noch ganz schön weit. John fährt weiter und parkt nur ein paar Meter vor Angkor Wat in eine Seitenstraße. Kein Mensch, naja drei TukTuks, da. Er führt uns auch nicht zur Brücke, um in die Anlage zu gehen, viel zu viele Menschen. Vor dem großen See steuert er auf einen Platz an der Steinmauer zu und meint nur: Hier sehr Ihr zwar nicht die Sonne direkt über dem zentralen Turm aufgehen, aber es sind alle fünf Türme sichtbar. Und es ist fast nichts los.Gegen 5:45 wird es heller, es ist sehr diesig und wolkig. Hmmmm und nu? John meint nur: Be patient. Sonnenaufgang um 6:08 - nicht viel zu sehen. Gegen 6:20 steigt der rote Feuerball über Angkor Wat auf. Ein magisches Erlebnis. Der frühe Vogel hat sich gelohnt.

Die Fahrt geht durch die Pampa weiter. Gefühlte Millionen von Kindern sind auf ihren Rädern bzw. auf dem Rücksitz des Mopeds mit ihren weißen Hemden und schwarzen Hosen / Röcken auf dem Weg zur Grundschule. Viele Frauen und Männer auf ihren Mopeds auf dem Weg von ihren Dörfern auf dem Weg zur Arbeit nach Siem Reap. Wir lernen, dass noch vor 20 Jahren die Menschen die Strecke mit dem Fahrrad zurückgelegt haben. 

In einem kleinen Dorf halten wir vor einem Coffeeshop. Leckere süßsaure Suppe mit Rindfleisch und sehr feinem Cappuccino. Eine Kombi, die stärkt. Ein paar Meter weiter durch ein Dorf, das ein einziger Markt für die lokale Bevölkerung zu sein scheint. Dann endet die Teerstraße und die typisch rote Sandpiste, wie aus Afrika bekannt, beginnt. Es staubt ganz schön, was die Moped- und Fahrradfahrer nicht aufhält. Der Weg verläuft auf einem Damm, links und rechts der Kanal. Es geht zu Floating village in Tonle Sap. Am Kanal zum See steht ein Dorf, in dem 5.000 Menschen leben. Die Häuser stehen auf bis zu 10 Meter hohen Stelzen. So hoch kann der See anschwellen, wenn die Schneeschmelze aus dem Himalaya den Mekong auffüllt, der wiederum Bei Phnom Penh das Wasser den See hinauf drückt. Jetzt in der Trockenzeit beeindruckt die volle Höhe der Häuser. Die Menschen bitterarm, unsagbar freundlich und leben in ihrem eigenen Mikrokosmos. Am Kanal liegen etwa 200 Boote für Touristen, die wohl auch jetzt während der Trockenzeit zum Sonnenuntergang auf den See hinausfahren. Es fühlt sich wie im letzten Jahrhundert an. Die Kanalfahrt zum See ein Abenteuer. Fischer schwimmen, tauchen in der Brühe, um ihre Netze einzuholen. Es sind eher Minifische als Handelsware, für den persönlichen Verzehr in der Familie gedacht. Eine ganz unwirkliche Atmosphäre. Die Skipperin mit ihrem uralten und verrosteten Fusshebelwerk steuert uns auf den See und bringt uns zu einer Plattform, von wo wir einen guten Blick auf einen winzigen Teil des Sees haben. Nach einer Weile geht’s zurück zum Kanal. Ein etwas größeres Boot vor uns bleibt im flachen Wasser hängen. Die Besucher werden nach vorne geschickt, um das Gewicht zu verlagern, um die Schraube aus dem Wasser zu heben. Ein Netz blockiert die Schiffsschraube. Etwas später gehen wir von Bord und laufen durch das Dorf. Die Menschen beachten uns gar nicht groß. John versichert immer wieder, dass sie nichts gegen Fotos haben. Zurückhaltung scheint dennoch angesagt. Was für ein Erlebnis.

Die beiden Tempel Preh Ko und Bakong (881 n.Chr.) in der sog. Roluos Group werden unter Wert geschlagen. Die Aufnahmekapazität ist erschöpft. Unser Guide liefert einige Zeit später zwei geschaffte, vollkommen überwältigte und müde Menschen im Hotel ab.

Was mir noch einfällt. Das Auswärtige Amt warnt vor Sicherheitsrisiken. Unser Guide hat oftmals seinen Van nicht einmal abgeschlossen. Die letzte ähnliche Erfahrung hatten wir 2003 in Kanada.

Freitag, 21.3.2025, Nachmittag

Nach den drei sportlichen Tagen ist heute chillen angesagt. Die Früchte hier im Land schmecken außergewöhnlich gut. Nicht nur, das Mangos hier einfach an jedem zweiten Baum wachsen - da fragt man sich schon, warum in München eine Flug-Mango schon mal 8€ kostet - alles frisch hier. Zum Frühstück einen Obstteller mit knackigen Melonen, wohlschmeckenden Papaya, einer roten Drachenfrucht, reife Melone und natürlich Mango. Aberwitzig. Dazu noch Avocadotoast mit Ei. Wenn eine Zutat in dem kleinen Hotel nicht da ist, wird sie einfach vorm Markt nebenan geholt. 

Mittags hat Ute sich eine Stunde Massage gegönnt und kam wie immer ganz beseelt in die Lobby. Mich hat es derweil ins Zentrum getrieben, in dem auch die Pubstreet liegt. Hier geht abends der Punk ab, kein Punk für uns. Schon mittags sitzen vereinzelt ältere, dickliche und sonnengegerbte Männer in den Kneipen und ziehen sich Bier rein. Engländer, Australier und was weiß ich. Das ist genau der Teil von durch uns versaute Asiens, der nicht so schön ist. Nix wie zurück in unser Hotel mit entsprechender Atmosphäre. Jungle passt ganz gut zum Hotel. Grün, voller Palmen, gepflegt, ruhig. Im Gespräch mit einem Hotelmitarbeiter erfahr ich noch etwas über Land und Leute. Die Hotelmitarbeiter kommen in der Regel aus entfernten Provinzen aus „poor families“ und haben in der Stadt ein Zimmer. Sie arbeiten hier in der Sechstagewoche mit neun Stunden pro Tag. Einkommen etwa 120€ pro Monat, Zimmer 40€. Da bekommen die Preise hier eine andere Bedeutung. Sie sind zufrieden und lächeln und haben auch Spaß. Andere Welt. Hab eben an Ina geschrieben, dass wir die Freundlichkeit der Kambodschaner gar nicht verdienen.

Langsam kommt die Zeit der vermeintlichen kleinen Nebensächlichkeiten, die doch so wichtig sind. Sie sind es, die die Erinnerungen steuern. Ute hat gestern von unserem Ober das Falten von Lotusblüten gelernt und gleich beim ersten Mal hinbekommen. Das Falten der Lotusblüten können hier gefühlt alle. Heute gabs zur Happy Hour einen Lemongrass Gin and Tonic. Wir haben am Pool liegend ganz schön doof gekuckt als die junge Frau von der Bar mit einem großen Messer in den Garten gegangen ist und Lemongrass für unseren Drink geschnitten hat. Erdnüsse hab’s nicht als Erdnüsse, die hat der Koch selber geröstet und mit Kaffirblättern und Zitronengras angereichert. So lecker. Die Khmer Suppe von heute als Vorspeise nach einem uralten Rezept von der Uroma zubereitet. Die Mädchen vom Hotel lachen uns schon auf der Straße auf dem Weg zur Arbeit an. Noch zwei Tage länger und wir würden vom Koch die Rezepte bekommen .Das sind Dinge, die hängen bleiben.

Gepackt hat Ute auch schon, morgen geht‘s ab nach Bangkok. Wird ne andere Hausnummer werden. Wir sind schon gespannt.