furt samma
 

2022 - Comacchio 4.9.2022 - 9.9.2022.

Es ist schon immer wieder verrückt, wie unsere Liebe zu Italien anhält.

4.9.2022

 

Am Sonntag brauchen wir 8 Stunden von München hierher nach Comacchio und das ohne Pause. Gegessen wird im Auto, Kaffee im Stau getrunken. Die Raststätten ziemlich voll. Zugegeben fahren wir reichlich langsam, haben die Fahrräder dabei und es überhaupt nicht eilig. Den Stau in Innsbruck vor der Mautstation Schönberg verbringen wir mit unseren mitgebrachten Broten und Eiern, vor Sterzing lassen wir uns den Kaffee schmecken. Bei Trento Fahrerwechsel, heute hatte Ute den unangenehmeren Teil der Fahrt.

Vor Affi fahren wir seit letzem Jahr prinzipiell auf der linken Seite. Das kriminelle Manöver eines Fahrers vom letzten Jahr machen wir nicht mehr mit. Bei Verona verlassen wir den Touristen-Trail und nehmen den Weg Richtung Venedig. Bei Vicenza schwenken wir auf die beinahe leere A31 Richtung Süden. Und bald sind wir da, fühlen uns wie zuhause und beziehen unser Appartement. Riccardo begrüßt uns sehr fröhlich, auch ihnen geht es gut. Er hat sich die Haare wachsen lassen, sieht so verwegen aus, wie er auch ist.

Der Tisch im La Barcaccia gebucht, wir laufen bei warmen Abendtemperaturen hin. Unser Service eine junge Bozenerin, die in Innsbruck Übersetzung studiert, Deutsch, Italienisch und Englisch und das über alle Ecken. Cooles Mädchen, die nach einem August rund um die Uhr vorgestern mit ihrer Kollegin erstmal einen Fallschirmsprung gemacht hat, um runter zu kommen. Sie kennt die Küche, sie kennt ihre Weine und bereitet uns einen wunderbaren Abend auch mit vielen Gesprächen. Am nächsten Tag ist endlich ihr freier Tag. Wir essen sehr gut aber viel zu viel, sind wieder mal erstaunt ob der geringen Preise. Eine Flasche Wein aus der Emilia kostet 16€, eine Flasche Wasser 3€.

5.9.2022

Am Montag gegen 8:00 stehen wir langsam auf, das Frühstück wie schon im letzten Jahr ziemlich umfang- und abwechslungsreich. Das B&B proppenvoll, voller Deutscher… ok, wir packen die Räder und radeln die 10 Kilometer raus zum Lido di Spina in den Baja di Maui. Den Strand hatte uns Riccardo im letzten Jahr empfohlen und er ist so was von der Hammer. Locker gestellte Liegen, nix los und riesig viel Platz. Wir fallen gleich wieder ins Koma. Ich Trottel hab vergessen, mich einzucremen, entsprechend verbrannt bin ich auch. Die Fahrradstrecke tut uns gut. Wir fühlen uns wohl, genießen auch die Fähre für 1,60€ über einen Meerarm, genießen den Fischgeruch am Hafen, es ist einfach paradiesisch hier. Zuhause am B&B erst mal geduscht, dann einen weiteren Aperitiv genossen und ab ins Restaurant Comacino. Es wird vom Bruder des Küchenchefs des Al Barcaccia betrieben, Riccardo wollte uns einen Tisch reserviert haben. Wir trauen unseren Augen nicht. Der Rotschopf aus Bozen von gestern ist da. Alle tragen Maske. Eine Bedienung ist Corona positiv, so wurde sie gebeten, einzuspringen. Der Tisch war nicht reserviert, der Tisch für unsere Tischnachbarn offensichtlich auch nicht. Unsere Bozenerin bringt das hin, so sitzen wir zwei Paare nebeneinander und hatten einen großartigen Abend. Engländer, er 68 Jahre alt, sie deutlich jünger. Sie betreibt ein Reisebüro, das wohl ganz gut läuft und er war Police Officer in einer Spezialeinheit, wo er seine Racing-Lust ausleben konnte. Sie hatten bei einer Lotterie vor 12 Jahren einen Porsche Boxter gewonnen und machen jetzt eine sechswöchige Tour um den Stiefel. Wir hatten einen lustigen und amüsanten Abend.


6.9.2022

Heute Morgen „the same procedure“, Frühstücken und dann mit dem Rad zum Strand. Verdammt ist das Leben mit Ute schön. Ich behalte mein T-Shirt an, bin zu verbrannt. Heut ist noch weniger los, wir bleiben bis 17:00 am Strand. Das Wasser ist uns ehrlich gesagt zu warm und zu schmutzig, den Strand genießen wir dennoch. Dann zurück, duschen und zum Essen. Meine Ute möchte heute Fleisch, wir finden ein Lokal. Ist zwar touristisch und deutsch, das Fleisch in Ordnung, der Wein fair. Eine Flasche guten Merlot für 16€ - im Lokal! Und jetzt liegen wir faul im Bett und fühlen uns sauwohl. Faul und fett und zufrieden…  

7.9.2022

Another shitty day in paradise. Zum dritten Mal nach dem Frühstück mit unseren Fahrrädern die 10 Kilometer über Porto Garibaldi, mit der kleinen Fähre übergesetzt, dann über Lido di Spina zum Baia di Maui. Due lettini e un umbrellone in categorie secundo alla passarello sensa cani. Ab in die Liege und gleich wieder in den Halbschlaf gefallen. Herrliches Wetter und wieder wenig los. Gegen Mittag überfällt uns ein Hüngerchen, also nix wie vor in den Restaurant-Bereich. Alles extrem entspannt. Ute nimmt eine Piadine und ich Tagliatelle con ragu. Dazu gönnen wir uns ein Glas Weißwein. Der ist gut eingeschenkt und stellt sich als hervorragender Gewürztraminer von Alois Lageder heraus. Unsere Stimmung ist super, wir haben einfach nur Spaß. Weiter gedöst bis 17:00, heim geradelt, ab in die Dusche. Dann unseren Standard Aperitif in Waldorf and Stetler Manir vor dem B&B. Eine Kleinigkeit wollten wir im La Barcaccia essen… Ute bestellt sich Spaghetti Vongole und ich bekomme versehentlich Spaghettini Carbonara mit Aal, schmeckt. Absurd gut. Die gemischte Fischplatte erweist sich wieder als Monster. Mengenmäßig und geschmacklich. Das Ganze mit ner Flasche Wasser und Wein, zwei Café und zwei Brandy für 134€. Liegen jetzt ... ja schon wieder faul und gefräßig im Bett. 

8.9.2022
Schon wieder Nachmittag. Ute hat gepackt. Morgen gehts zurück nach Hause. Aber erst Morgen.

Das Wetter ist heute a bisserl schräg. Angekündigt sind Gewitter, die nicht kommen, was ja unser Vorteil ist. Nach dem Frühstück ratschen wir wieder etwas mit Riccardo über Gott und die Welt, beobachten die vielen Radler hier im B&B Al Ponticello. Einige mit Auto, einige nur mit dem Rad, durchaus unser Alter und Plus. Danach suchen wir wieder den Coop. So nah er ist, so verfahren wir uns mit den Radeln. Die Wurst ist hier sehr günstig, so decken wir uns mit Salami, Schinken und Copa ein. Auch, wenn der Nocciola im Coop etwas teuer als im Spar ist, nehmen wir doch ein paar Gläser mit. Noch etwas Wasser und Tomaten und Obst vom Gemüsehändler an der Ecke. Eine der netten Bedienungen der letzten Tage erkennt uns und wir grüßen uns wie alte Bekannte. Mit etwas mehr Italienisch wären wir bald noch besser integriert. Wir packen die Räder wieder und radeln Richtung Valle Di Comacchio. Es sticht ganz schön, so geht’s hofele dahin. Die Natur hier im Delta spricht uns an, die Abwesenheit von Touristenmassen noch mehr. Auf dem Turm im Valle machen wir Pause, schauen einem Tour Boot voller Gästen zu. Uns zu voll, wir haben den Turm fast für uns alleine. Ein Reiher amüsiert uns, in der Ferne zwei stelzende und schwimmende Vögel, über die Ute ebenfalls amüsiert von ferngesteuerten Tieren spricht. In einem anderen Teil des Deltas ein paar Flamingos. Die Gewitter hinter Comacchio sind für uns weit genug entfernt. Wir radeln weiter nach Porto Garibaldi, entschließen uns bei der Hitze nach Comacchio zurückzufahren. Und dann eine große Pause. Uns zieht es den Stecker. Zwei Stunden später sind wir wieder fit, es wird geduscht und Ute packt. Die vier Tage hier waren anders. Keine große Lust auf Fotografieren, viel geradelt, trotz eigener Küche immer beim Essen, drei herrliche Tage im Baia di Maui 44 und abends Fisch - bis auf einmal. Leider ist unsere Bozenerin nicht da. Sie hat sich wohl doch beim Aushelfen im Il Comacino mit dem Corona Virus angesteckt. Die Geschwindigkeit bzw. die Abwesenheit der Geschwindigkeit hier gefällt uns. Bleibt nur noch die Heimfahrt, die wir hoffentlich morgen gut hinter uns bringen.  

9.9.2022 München  

Die Heimfahrt lässt sich ganz gut an. Ute startet Richtung Ferrara, die A 13 reichlich leer, kommen wir auf die gut ausgebaute SS434. Die grausame Hinfahrt auf der Rumpelstrecke vom letzten Jahr noch in den Knochen, sind wir unsicher, ob wir wieder die A 31 nach Vicenza nehmen sollen oder doch auf der SS434 bleiben bzw. ob die Rumpelstrecke noch vor uns liegt. Wir entscheiden uns für Risiko und fahren nicht auf die A 31 und haben Glück. Ratzfatz erreichen wir Verona und dann beginnt das Drama. Heftiges Gewitter, volle Autobahn, lange Staus am Navi angezeigt. Nach einigem Stop and Go fahren wir noch vor Trento von der Autobahn und ziehen das durch. Mir graust vor der Mautstation Sterzing und der Europabrücke in Schönberg. So bleiben wir auf der Landstraße, fahren die alte Brennerstrasse und kommen erst bei Innsbruck wieder auf die Autobahn, auf der auch nur rumgezuckelt wird. Nach neun Stunden für die knapp 600 Kilometer sind wir zuhause. Das Auspacken verbinde ich gleich mit dem Einpacken des Fotozeugs für den nächsten Tag, dann Ausruhen, dann eine Brotzeit von Mitgebrachtem, was trinken. Beim Auspacken taucht der Schlüssel vom Hotel auf. Den haben wir offensichtlich vergessen, abzugeben.