Verlassen der Wohnung am 5.8.2024 gegen 9:40. Sind um 10:30 am Hauptbahnhof, Abfahrt pünktlich um 11:00. Mit Verspätung werden wir nach etlichen Bummelphasen und Standpausen gegen 16:45 am Hauptbahnhof in Berlin sein. Das war dann wohl eher eines der letzten Male, dass wir Bahn gefahren sind. Von Haus zu Haus werden es wohl 8 Stunden sein - den Sprinter mit 3:48h ICE Strecke haben sie uns weggebucht.
Mit zwei Bussen vom Hauptbahnhof zur Urania. Auch hier ist die Stammstrecke gesperrt. Einchecken im Motel One. Erstes gutes Gespräch mit den Menschen an der Rezeption. Wir haben Spaß. Schönes Zimmer mit gutem Ausblick im 10. Stock. Sogar eine kleine Terrasse mit einem Liegestuhl ist dabei. Wir schauen eine Stunde Olympia. Mit dem Bus zum Potsdamer Platz. Das Weilands, ein schönes levantinisches Restaurant zieht uns an. Platz am Wasser. Coole Bedienung. Schöner Start in Berlin. Ute hat schon Recht. Wir leben seit unserem beruflichen Ende ein anderes Leben. Es fällt schwer, sich das alte Leben vorzustellen. So spannend und schön es auch war.
Noch ein G&T in der Hotelbar, dann noch etwas Olympia. Nicht nur die Triathlon Mixed Staffel in der Früh hat Gold gewonnen. Auch die 3x3 Mannschaft der Frauen gewinnt am Abend Gold.
Berlin, 6.8.2024, 22:10
Cooler Tag. Tolles Sommerwetter. Morgens um 10:00 die paar Bushaltestellen inklusive Fahrkartenkontrolle bis zur Gemäldegalerie. Verrücktes Gebäude, relativ wenig los. Ab ins Highlight und dem eigentlichen Grund unseres Besuches. Die einmalige Ausstellung über Frans Hals. Ute ganz besessen. Wenn man sich die Zeit ansieht. 1582/84 -1660, dann unheimlich moderne Portraits. Lichtgestaltung pur. Ich war mehr als beeindruckt, wie aktuell, abstrakt und intensiv seine Portraits sind. Zweieinhalb Stunden Faszination pur.
Anschließend in die Hackeschen Höfe zu Askania. Ute wollte ihre Uhr zur Revision bringen. Tolles Gespräch mit dem Menschen von Askania. Ja, die Revision nicht ganz günstig. Ist notwendig. Dann schauen wir uns noch ein wenig im Geschäft um. Er zeigt uns für Ute die Uhr Modell „Alexanderplatz“. Unsere Augen glänzen. To make a long story short. Er macht mir ein cooles Angebot. Da kann ich doch nicht Nein sagen. Danach gehen wir gegenüber zum Oxymoron etwas essen. Vorspeise, Hauptspeise, Espresso, Wasser, je ein Glas Wein. Zwischendurch kommt unser Mann von Askania zu uns, entschuldigt sich, dass er 50€ mehr als vereinbart eingegeben hatte und schenkt uns noch ein Lederband für 100€. Schöner Einkauf! Nicht geplant, nicht einkalkuliert und doch eine riesige Freude. Dann weiter zum Tacheles. Wir finden ein wunderschönes Fotobuch von Peter Lindberg. Kein „übliches“ Nicebook. Etwas moody Aufnahmen, sehr intensiv. Nach einer Pause über den Wittenbergplatz zum Ku’damm. Die Poser kommen langsam mit ihren röhrenden Kisten auf die Straße. Wir gehen zurück zum Wittenbergplatz, finden eine Currywurstbude. Ute will nicht mehr viel, also zwei Bier und eine Currywurst mit Pommes. Ich schau blöd als 11,50€ aufgerufen werden. Tja, die Currywurstbude feiert 40 Jahre, gibt 40%. In der Bar noch ein Bierchen geholt. Wir trinken es auf unserer Dachterrasse mit großartigem Blick auf den Abendhimmel von Berlin. Den Potsdamer Platz und den Alex im Visier, herrlich. Olympia in seiner zweiten Woche, heute schlagen die Hockeyspieler die Inder und stehen im Finale. Ein schöner Trip nach Berlin, macht Spaß!
7.8.2024 Wannsee
Kaffee 4€
Heute Morgen mit dem Regionalzug nach Wannsee. Die drei Stunden bei prächtigem Wetter auf dem Wasser vergehen so schnell. Es ist kein sensationsträchtiger Ausflug aber ein wunderschöner und voller Geschichte. Erstaunlicherweise ist nicht viel los. Auch die Strandbäder eher dünn besetzt, trotz der Ferien.
Was bleibt hängen?
Natürlich die Brücke der Spione, die Glienecker Brücke. Auch die schwarzgedeckte Villa neben der Brücke, einem ehemaligen KGB bzw. Stasi Gebäude, in dem die Spione auf ihren Austausch gewartet haben.
Passend dazu der Cecilienhof, in dem die Viermächte nach dem Kriegsende die Zukunft Deutschlands verhandelt haben. Davor die Wannseevilla, in der die berüchtigte Wannsee-Konferenz abgehalten wurde und heute ein Holocaust Denkmal ist. Wir kennen den Film.
Auch das Strandbad, das Connie Froboess mit ihrem Song „pack die Badehose ein“ besungen hatte.
Potsdam vom Wasser aus, die St. Nikolaikirche mit ihrer Anlehnung an den Petersdom. Blick auf den Teufelsberg und noch vieles mehr. Eine herrliche und ruhige Atmosphäre. Zurück mit der S7 über Charlottenburg, mit der U7 nach Bismarckstrasse, umsteigen in die U2 bis zum Wittenbergplatz. Jetzt kurzes Durchschnaufen und dann noch einmal ins Museum.
21:35 Motel One
Beeindruckender Besuch im Bilderkeller neben Brandenburger Tor und Adlon. Im Keller der Akademie der Künste. Spannende Führung. Leider dürfen Aufnahmen aus rechtlichen Gründen nicht veröffentlicht werden.
Danach zurück mit der U-Bahn zum Potsdamer Platz und noch einmal bei Weilands Essen. Der spannende Typ vom Service quatscht ne Menge mit uns. Turiner, mit 16 Jahren nach England, nach weiteren 25 Jahren für 5 Jahre nach Griechenland, dann Rosenheim, jetzt Berlin. Intensiver Austausch über das Leben. Wieder hervorragendes levantinisches Essen. Jetzt ist es schwül und wir nach dem langen Tag müde.
8.8.2024, Motel One
Ab mit der Bahn vom Bahnhof Zoo nach Wannsee. Mit dem Bus weiter zur Villa am Wannsee, in der im Januar 1942 die „Endlösung“ beschlossen wurde. Ziemlich bedrückt gehen wir nach 90 Minuten wieder und reflektieren, dass im Januar 2024 in einer Villa in Potsdam eine Veranstaltung die Deportation von Millionen von Menschen aus Deutschland besprochen wurde. Schrecklich! Die bürokratische kalte Diskussion über das Schicksal von Millionen Menschen ist direkt zu spüren.
Dann nach Potsdam. Total zubetoniert mit einem sehr preußischen Pracht-Zentrum. Schon beeindruckend, wie die preußische Macht zur Schau gestellt wurde. Viel Gold am Brandenburger Parlament. Danach suchen wir ein Café, finden ein „Fenstercafe“ an einem Rückgebäude. Sie bieten einen grandiosen Bananenkuchen mit Früchten an. Lecker. Und haben einen kleinen Garten zum Ausruhen. Dann zurück mit der Bahn und erst einmal ausgeruht. Dann zum Wittenbergplatz und drei Currywurst, Pommes und Bier. Bauch voll, langsam wieder den Aufnahmestopp erreicht.
Berlin, 9.8.2024
Zwei wunderschöne und beeindruckende Fotoausstellungen. Wir sind etwas zeitig dran, sehen und riechen am Bahnhof Zoo die Situation, bevor im C/O das Café aufmacht. Ursprünglich war gar nicht geplant, in die Ausstellung zu gehen. Es war ein großer Gewinn. Tyler Mitchell, ein mit 28 Jahren noch junger Fotograf, hat im C/O seine erste Einzelausstellung. Und die ist hervorragend kuratiert. Seine Aufnahmen, die klar und dicht, manchmal poetisch sind, greifen das immer aktuelle Thema der Situation der Schwarzen in den USA auf. Dabei klagt er nicht an, vielmehr nutzt sein immenses Farbgefühl wie auch seine Erfahrungen mit der Modefotografie, um das Thema zu platzieren. Respekt! Nach einer kurzen Pause überqueren wir die Straße und gehen wie so oft während unserer Berlin Besuche in die Newton Foundation. Eine überzeugende Ausstellung über Newtons Berliner Erfahrung vor und nach dem zweiten Weltkrieg. Faszinierende Aufnahmen. Wir nehmen ein kleines spätes Mittagessen im Bikini am Breitscheidplatz, fahren zum Potsdamer Platz, um wieder einmal das Denkmal für die ermordeten Juden Europas zu besichtigen. Bedrückend, aber wichtig. Gerade in der heutigen Zeit. Danach ist die Luft raus. Mit der U 2 zurück zum Wittenbergplatz und Füße hoch. Und noch etwas Olympia kucken.
Ach ja, was auch spannend und überraschend ist. Wir haben letzte Woche mit Jens darüber gesprochen und waren uns auch einig, dass Berlin Deutschlands einzige Weltstadt sei. Vielleicht noch Hamburg, aber sicher nicht München. Die beiden Hamburger, mit denen wir gestern in Potsdam gesprochen hatten, meinten ganz selbstbewusst, Hamburg sei doch eine Weltstadt. Jetzt hat es mich interessiert und ich hab ein wenig nachgeschaut.
Es gibt in Wikipedia anerkannte Definitionen und für Deutschland gilt gemäß Definition, dass Frankfurt eine Alpha Weltstadt ist, es gibt noch Alpha + und Alpha ++, was für London und New York steht. München hat die Wertung Alpha-, Berlin, Hamburg und Düsseldorf Beta +. Na, da schau mal an.
10.8.2024, 12:37, Berlin ICE 2919
Lächerlich. Wir sitzen jetzt in irgendeinem ICE ohne Sitzplatzreservierung auf Plätzen für Gold / Platinmember. Der ursprünglich gebuchte Zug sollte um 17:11-21:15 fahren. Sitzplatz gebucht und bezahlt. Dann kam eine Mail, dass der Zug um 16:11 fährt, Ankunft 21:11. Heute Morgen frühstücken wir noch im Hotel. Herrliches Wetter, wir fahren zum Bahnhof und geben unser Gepäck ab. Unser umgebuchter Zug fällt aus. Irgendein Sicherheitsthema in und um Bamberg. Anstellen im Reisezentrum. Wir können irgendeine Verbindung nehmen. Die nächste geht um 11:44. Schaffen wir nicht. Uj, der Zug geht um 12:40. Das geht. Ute holt sich was zu essen, ich geh schon runter zum Gleis. Menschenmassen. Die Durchsagen erzählen was von Tieren auf den Gleisen. Glaubt kein Mensch. Der Zug fährt ein, wir quetschen uns rein und sitzen erst mal. Die Fahrt soll knapp 9 Stunden dauern, obwohl der Zug nicht in Bamberg und Erlangen hält. Na, mal sehen, wie das noch ausgeht.
Aber das war jetzt wohl auf absehbare Zeit das letzte Mal, dass wir Zug gefahren sind. Zwischen Berlin und Bitterfeld bummelt der ICE schon mal mit 50km/h durch die Landschaft. Die Kritik an der Bahn ist mehr als berechtigt. Die 16 Jahre CSU Verkehrsminister haben Spuren hinterlassen. Kein Wunder, dass wir so langsam fahren. Der ICE bewegt sich auf Nebenstecken.
Kurz nach Bitterfeld kommt die erfreuliche Durchsage, dass die Hauptstrecke wieder befahrbar ist. Ab Leipzig wird wieder Gas gegeben und wir sollen um 17:33 in München sein. Das wäre doch eine gute Sache. Fast vier Stunden vor der ursprünglich geplanten Fahrt.
Jetzt haut er aber einen raus. Kurz vor Bamberg 301km/h. Dennoch haben wir weitere Zeitverluste. Neue Ankunftszeit 18:23.
Um 18:36 am Bahnhof. Wir haben die Nase richtig voll. Ab nach Haus und auf der Dachterrasse mit Blick in den sternenklaren Himmel runterkommen und bei einer Flasche Wein ankommen. Schön war’s in Berlin. Die Menge an schrillen Menschen reicht erst einmal.
Der Trip nach Berlin wieder ein irres Erlebnis. Das kulturelle Angebot schlichtweg umwerfend.