furt samma
 

Paris.


15.1.2025, 6:51 TGV

Kurze und unruhige Nacht, damit wir ja nicht verpennen. Wecker um 4:45. Um 5:43 mit dem Bus zum Richard-Strauss, kurz nach 6:00 am Hauptbahnhof. Noch einen Pappbecher Kaffee und um 6:30 öffnen sich die Türen. Die 1. Klasse sehr komfortabel, viel Platz. 

Um 6:51 bewegt sich der TGV. Nach Plan. Nicht um 6:52, 6:53, nein genau um 6:51. Erstes bummeln schon kurz vor Pasing. Bis Strassburg 3,5 Stunden und dann noch einmal knapp zwei Stunden bis Paris. Die Fahrt für uns zwei kostet 220€ - 1. Klasse. Die Durchsagen viersprachig - Französisch, Englisch, Deutsch und Spanisch. Ist halt der TGV. Und ist halt die DB. MUC - Augsburg hat bei einer geplanten Fahrzeit von 27 Minuten schon acht Minuten Verspätung. 

Sollankunft Ulm um 8:02, die Uhr zeigt 8:17, weitere 5 Minuten. Der Zug wartet immer vor den Bahnhöfen. Vermutlich ist unser Gleis nicht frei bzw. ein Bummelzug vor uns blockiert. Das sind die 15.000 Weichen, die die vergangenen CSU Verkehrsminister haben abbauen lassen. Stuttgart 9:16 statt 9:01. geht ja erst noch. Draußen ist es bräsig grau hier herinnen herrscht gute Stimmung.

Irgendwo zwischen Stuttgart und Karlsruhe. Endlich geht was. Kurzfristig auf über 240 km/h. Nächster  außerplanmäßige Stopp - jetzt in Bruchsal. Zum vierten Mal seit München. Jetzt nach 10 Minuten kommt die Durchsage, dass ein Zug vor uns eine technische Störung hat. Weiter warten. Es ist 10:06. Laut Fahrplan war die Ankunft um 9:51 in Karlsruhe. Um 10:20 hat dann der Lokführer die Maschinen abgestellt. Es wird wohl länger dauern als die avisierte Verspätung von 40 Minuten. Jetzt sollen die Fahrgäste mit Ziel Karlsruhe / Basel aussteigen und mit einer bereitgestellten Regionalbahn weiterfahren. Umleitung. Ein Bahnübergang hat laut Durchsage eine Störung. 

10:30, der TGV fährt wieder - allerdings in eine andere Richtung. Eher weg von Karlsruhe. Jetzt bin ich wirklich gespannt, welcher Weg eingeschlagen wird. 11:00 Karlsruhe - 70 Minuten Verspätung. Ab jetzt gilt ein Anspruch auf 25 % Erstattung des Fahrpreises, falls die Verspätung in Frankreich nicht aufgeholt werden kann. Ab Strassburg fährt der Zug ohnehin  auf Kante. Naja die 25€ in Form eines Gutscheins scheint gesichert.

11:15 der nächste Halt auf offener Strecke.

Strasbourg 11:49 statt 10:37. Jetzt simma in Frankreich und es kann mit Dampf losgehen und „fliegen“ mit knapp 320 km/h durch Frankreich. Das ist TGV - wow. Urspr. Ankunftszeit war 12:32, laut Durchsage wird es 13:42. Ankunft dann auch um 13:43 angekommen. Der Gare de l‘Est, einer der vielen Pariser Bahnhöfe, ziemlich gut organisiert. Erstaunlicherweise viele Anzeigen auch in Englisch und Deutsch. Verrückt, was nach 45 Jahren und einer Olympiade alles passiert ist.

Mittwoch 15.1.2025, 16:30 Hotel Arvor

U-Bahn fahren. Macht Freude.  Auf der App steht je eine Einzelfahrt für 2,50€. Die Treppen runter zur Linie 7 und drei Stationen gefahren. Von hier noch ein paar Meter ins Hotel. Ruhige Nebenstraße; ich würde sagen, ziemlich typisch für Paris. Einchecken, das Zimmer ist noch nicht fertig. Also tigern wir gleich los. Das Wetter wie erwartet. Etwas wärmer als daheim, etwas feucht und neblig. Schlendern durch Montmartre, am Place Pigale vorbei, hinauf zu Sacre‘ Coeur. Wenig Touristen, ein paar Verkäufer, wenig Blick auf Paris. Es ist zu diesig. Ab in die Kirche. Nichts für ungut, Ute hat schon Recht: Nach Siena und Ravenna hat es dieses Innengebäude schwer.

Die Stimmung im Viertel entspannt, Kneipe an Kneipe, Shop an Shop. Jetzt schlägt die Müdigkeit zu, etwas Ausruhen tut gut. Ist schon ein langer Tag.

a.a.O. 22:00

Abendessen im La Pantruche. Bistrotlike, etwas teuer aber da haben sie sich verrechnet - egal. Es war lecker, Beetroots als Vorspeise, Entenbrust und Scallops als Hauptspeise, 1 Nachtisch - Birne mit salzigem Frischkäse, sehr gut; zwei kleine Bier, eine Flasche Chenin und zwei kleine Bier. Tolle Stimmung, junge Menschen, die gut drauf sind - mitten in Montmatre. Auf unserem Heimweg sitzen Menschen vor den Kneipen immer noch draußen - bei Null Grad. Wohl Überbleibsel aus Corona Zeiten. 

Donnerstag, 16.1.2025, Hotel Arvor

Gut geschlafen, kleines aber feines Frühstück genossen, der Rezeption Bescheid gegeben, dass die Heizung im Bad nicht funktioniert, das Licht über dem Spiegel nicht geht - ist am Abend immer noch so. 

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Dann ging’s los - zu Fuß, na wie immer halt. Es ist grau und und kalt, macht nichts, wir laufen uns schon warm. So lange es Menschen gibt, die in kurzer Hose joggen, kann es nicht so schlimm sein. Erst mal durchs Viertel, ist das ein Kneipenviertel? Richtung Les Halles, zur Kirche Église Saint-Eustache. Lohnt sich; der Zugang etwas unkonventionell, da der Haupteingang für uns ein Nebeneingang ist. Dafür ist nichts los. Wie überhaupt nicht viele Touristen unterwegs sind. Anschließend besichtigen wir Les Halles. Ehemals der Brotkorb Paris analog zu unserem Viktualienmarkt. Mittlerweile ein Einkaufszentrum. Man darf es nicht mit den Malls in Singapore oder Kuala Lumpur vergleichen. Das wäre unfair. Es hat hier seinen eigenen Flair. Gefühlt überall gute Stimmung, die Menschen sind sehr individuell unterwegs. Fühlt sich gut an. Dann weiter zum Fontaine des Innocents, der hier angeschrieben Fontaine des Nymphe heißt. Nett, eher zum Abhaken und weiter zur Bourse de commerce. Imposant ohne Ende. Sie beherbergt die Pinault Stiftung. Im Rahmen einer Ausstellung zeigt die Stiftung ARTE POVERE. Italienische Kunst aus den 1960ern mit Fortführung in den 90er. Modern, abstrakt, mit richtig schönen Stücken dabei. Die Haupthalle mit einem imposanten Rundumgemälde von 1889. Die ganze Welt, aus der Sicht des Künstlers. Beeindruckend auch der riesige Betonzylinder, der in krassem Gegensatz zur Börse wirkt. Weiter zur Passage du grand-cerf 145 Rue St. Denis, einer reizenden kleinen überdachten Einkaufsgasse mit vielen kleinen individuellen Geschäften. Tand, Trödler, Wolle und Stoff und einem kleinen zweigeschossigen Laden. Unten Schmuck oben ein Kaffee bzw. kleines Bistro mit keinen 10 Tischchen. Eric et Lydie. Eric serviert ein kleines Mittagessen, eine Auswahl von drei aus fünf Gerichten. Eine Linsensuppe, rote Beete Salat und für Ute etwas geräucherte Forelle, für mich etwas vom Schwein und Karottengemüse. Nicht viel aber lecker. Weiter zum Centre Pompidou. Beeindruckend wie vor 45 Jahren. Auch nix los. Ich wollte in die Ausstellung „Chine un nouvelle generation d‘artists“. We get what we expect. Moderne Kunst von jungen chinesischen Künstlern. Etwas sehr abstrakt. Anschließend geht’s mit den Rollentreppen an der Außenwand des Centre Pompidou hinauf und oben wird der gigantische Blick auf Paris freigelegt. Bei blauem Himmel kann das jeder. Wirkt auch in grau. Notre Dame ist nicht weit Weg, was meinst Du? Nach 15 Minuten sind wir da, eine lange Schlange Menschen wartet auf den Zugang. Keine 10 Minuten warten und drin sind wir. Ja, es ist voll. Die meisten Besucher zücken ihr Handy schon beim Reingehen und knipsen wie wild. Erst mal kucken und diese mächtige und wunderbar gerettete Kathedrale wirken lassen. Fünf Jahre nach dem verheerenden Brand innen wieder vollständig wiederhergestellt. Beeindruckend. Die Menschenmassen sind nach den ersten 100 Bildern eh durch. Ab auf einen Stuhl und kucken. Wahnsinn wie schön das Kirchenschiff ist. Durch eine Doku, die wir vor ein paar Tagen auf ARTE gesehen haben, wissen wir, wo der Lettner verlief, welche Gräber gefunden wurden und wie die Restauration vor sich ging. Wirkt damit noch mehr. Um 17:00 reicht es. In 45 Minuten startet die blaue Stunde. Ach, trinken wir ein Bier und gehen dann noch einmal zur Kathedrale. Was für ein Anblick. Auf dem Weg zur Metro vorbei am wunderschönen Hotel de Ville und ab ins Hotel. 18.000 Schritte später. Der Hunger kommt doch wieder. Ohne großen Plan hier im Viertel einfach um die Ecke. Es gibt beliebig viele und beliebig gute, nette, spannende etc. Lokale. Ok-Sponti-Essen nebenan im Chez Gustave.

Freitag, 17.1.1960, 17:00 Hotel Arvor

Jetzt tun die Füße weh. Seit dem Frühstück addieren sich die Schritte wieder auf knapp 18.000 Schritte bzw. wieder über 10 Kilometer und etwas Metro gefahren. Metro fahren bedeutet in Paris auch eine Menge an Schritten und eine Menge an Treppen. Na wenn das nicht die Kompensation für das viele herrliche Essen ist.

Das erste Ziel wird vom Startpunkt, der Pont Neuf erlaufen. Heute war das Wetter etwas „mordorig“, egal. Die Stimmung auf der Straße ist gut, wenig Touristen unterwegs. Ich möchte gar nicht daran denken, was hier im Frühjahr/ Sommer los ist. Es ist trocken. Etwa Null Grad. Beim Spaziergang entlang der Seine fällt wieder auf, dass die Pariser mit einfachsten Mitteln sehr effizient waren. Überall breite Fahrradwege, einfach durch Betonstreifen von der Straße eine Spur abgetrennt. Und funktioniert. Entlang am Louvre, ein Riesengebäude. Dann in den Park Tuileries und schließlich am Place de la Concorde gelandet. Verkehrsbereinigt, nix los und beeindruckend. Auf dem Weg werfen wir an einem Kiosk einen Kaffee ein und landen dann endlich bei Tiffany’s. Schöner Geburtstagseinkauf für Ute. Dann die Champs Élysée weiter zum Arc de Triumphe. Immer noch beeindruckend. Weiter zur Galerie Dior 11 Rue Francois 1. Nach etwa dreißig Minuten dürfen wir rein. Atemberaubend. Über zwei Stunden Dior vom Feinsten. Mit Peter Lindbergh als Hausfotograf eine Wucht. Dann war der Akku reichlich leer. Jetzt pausieren wir vor dem hoffentlich guten Abendessen.

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