Sonntag, 16.4.2023, 22:00, Kopenhagen, Hotel Best Western Hebron
Die Weiterfahrt war noch richtig „spannend“. Mal schnell, mal wieder ganz langsam. Die Landschaft hier für uns zu dröge, eintönig. Wir können nicht nachvollziehen, dass es so viele Menschen aus dem Süden mit dem Auto wegen zwei, drei Wochen hier rauf zieht. Auch spannend. Wir genießen diese Art des Reisens. Die Bahn macht ab Flensburg einen Riesenbogen, um eine Fähre zu vermeiden. Nach Middelfart halten wir in Odense, wo eine Menge Passagiere zusteigen. Wir sind nach dem Unfall, von dem wir nichts mitbekommen haben, der erste Zug Richtung Kopenhagen. Bei Nyberg auf eine Brücke parallel zur Autobahn, auf dem Tempolimit von 110 km/h herrscht. Wir überholen einige Fahrzeuge. Auf der Insel Sprogo trennen sich unsere Wege. Die Autos überqueren auf einer hohen, schifffahrtstauglichen Stoerebaelt Brücke den Belt. Wir versinken im Meer in den acht Kilometer langen Großen-Belt-Bahntunnel. Bald darauf erreichen wir die Außenbezirke Kopenhagens. Um 19:15 sind wir da. Der Bahnhof befindet sich in einem Backsteinbau, sehr ansehnlich und im Vergleich zu Hamburg sauber, aufgeräumt und organisiert. Die Läden machen einen guten Eindruck. Nur ein paar Meter zum Hotel Best Western Hebron. Die Lage wieder traumhaft. Samstagabend ohne Reservierung in Kopenhagens Kneipenviertel zum Abendessen. Nebenan ein dänisches Restaurant im Keller. Knackvoll, die Luft eh zum Schneiden. Daneben ein nett wirkendes japanisches Restaurant, auch im Keller, aber bessere Luft. Leider ausgebucht. Um die die Ecke das Apropos. Schöne Atmosphäre. Erst mal ein Bier zum Start, leckerer Burger als Mahlzeit. Auf dem Rückweg reservier ich einen Tisch für Dienstag beim Japaner, der seit fünf Jahren eine Auszeichnung für authentische Küche bekommt. Mal sehen.
Nach dem leckeren Frühstück ab zu Kopenhagens Sehenswürdigkeiten. Ok, das Wetter nicht ideal. Bewölkt, unter 10 Grad kühl, aber trocken. Die Stadt wirkt etwas öde bzw. tröge. Ich hatte mir mehr Leben erwartet. Auch mehr Radfahrer. In Hamburgs Innenstadt ist die Infrastruktur nicht schlechter ausgebaut als hier. Die Betonbauten grau, voller Werbetafeln. Also den Hype um die Stadt kann ich bislang nicht nachvollziehen. Unser Weg führt durch die Fußgängerzone zum runden Turm. Der Weg hinauf ist so breit, dass früher Pferdefuhrwerke hinauffahren konnten. Auf halber Höhe stoßen wir auf eine Ausstellung über Rosen. Alle aus Papier. Ganz oben können wir hinausgehen. Die Plattform ist so breit, dass bei uns beiden keine Höhenangst auftritt. Wir haben einen flächendeckenden Ausblick auf die Stadt. In der Weite ist das Meer zu sehen. Auch hier über der Stadt der gleiche Eindruck. Der Blick heißt sich nicht an einer Stelle fest. Die Silhouette zeigt wenig Markantes.. Beim längeren Hinschauen findet man schon die alten Straßenzüge, Fachwerkhäuser, kleine grüne Hinterhöfe, Grau dominiert.
Weiter durch die große Fußgängerzone zum Schloss Rosenborg. Überall die gleichen Läden wie bei uns. Wir gehen durch den Park, auch hier blühen schon die Kirschbäume. 17€ Eintritt. Die Räume sind alle voll ausgestattet, teilweise sogar im Originalzustand. Überladen, dunkel, protzig. Wir gehen ins Untergeschoss in die Schatzkammer. Eine dicke Stahltür mit Zahlenschloss lässt uns durch. Hier sind ein paar feine Preziosen ausgestellt. Das königliche Schwert, die Kronen, die Kronjuwelen.
Toller Abend. Wir gehen auf die Suche nach Murals und finden das alte Schlachthofviertel. In der Nähe vom gebuchten „Mother“ mit Originalpizzen finden wir den Gaza Grill, einem palästinensischen Restaurant. Tisch frei, sensationelles Abendessen. Meze nach Original-Rezept der Eigentümer, ein Bier und eine Flasche Roero Arneis. Lockere Stimmung, selbst die Kinder gut drauf und das Essen ein Wahnsinn. Unser Kellner, ein Braunschweiger, der nach Uni wegen seiner Freundin noch hier ist, meint nur: Am Abend ist noch viel Geld da. Die Dänen gehen gerne abends zum Essen aus. Wir auch. Was für ein Food.
Montag, 17.4.2023, 21:45 a.a.O.
Um 9:20 stehen wir an der Abfahrtsstelle des Hop-On-Hop-Off Busses, sitzen oben in der ersten Reihe. Fahrt vom Tivoli, zur Fisketorvet, Kalvenod-Waves, zum Black Diamond, Ved Stranden, Ausstieg am Nyhavn.
Zu den Kalvenod-Waves wollen wir morgen noch einmal.
Nyhavn eine bunte Häuser- bzw. Restaurantzeile am Kanal, schon richtig touristisch. Wir wollen zur Saison nicht hier sein, so belebt ist die Ecke heute schon um 10:30.
Eine Hafenrundfahrt mit dem Boot bringt uns die erstaunliche Architektur näher. Alt neben überzeugenden Neubauten, fantasievoll gebaut. Bei dem schönen Wetter präsentiert sich Kopenhagen aus einer etwas anderen Perspektive als gestern.
Spaziergang zum Schloss Amalienborg. Wir erreichen den Schloßplatz knapp nach dem Wachwechsel. Die Masse der Touristen freut es.
Zu Fuß an der Ostsee entlang zur kleinen Meerjungfrau. Mit dem Bus über Schloss Rosenborg, den Gammel Torv zum CityHall Square und enden wieder am Tivoli.
Feierabend. Wir sind gegen 19:00 ins Tivoli. Davor online die Tickets gebucht, die E-Mail kam nie an. Mist. Wird schon werden. Das Tivoli ist nicht weit weg, ich frag am Eingang, wir werden ins Ticket-Office verwiesen. Oh, wir haben mit t-online E-Mail-Adressen Schwierigkeiten. Kein Problem, gehen Sie einfach durch. Der Tivoli ist reizend. Größer als von außen gedacht und doch viel kleiner als das Oktoberfest. Wunderbares Abendlicht, wenig los. Eine reizende Atmosphäre. Viele Bars, Cafés, Restaurants, Buden, Nippes Läden, Achterbahn, Schnee-Express ähnliches Fahrgeschäft, passt alles zu hier. Wir schlendern gemütlich 90 Minuten durch, entscheiden uns gegen eine Einkehr hier, kein Hunger.
Dienstag, 18.4.2023, 21:45 a.a.O.
Bislang noch ein besserer Tag. Blauer Himmel, die Sonne scheint, die Temperatur klettert schon auf 14 Grad. Nach dem immer noch feinen Frühstück um 9:30 in den ersten Hop-On-Hop-Off Bus. Derselbe Fahrer wie gestern, wir lernen, er stammt ursprünglich aus The Gambia. Ausstieg bei den Kalvebod Waves, geschwungenen Holzstege am Wasser entlang. Wir trauen unseren Augen nicht. Bei 6 Grad gehen hier ein paar junge Menschen die Ostsee. Nein, nicht die Römer, die spinnen, die Dänen. Entspannte Atmosphäre, die Spaß macht, hier entlangzugehen. Auf den Stegen kann man eine drei Kilometer Runde joggen, was auch die Menschen hier tun. Weiter geht es zum Blox, imposanten modernes Gebäude, es enthält das DAC (Dänisch Architecture Center), spannend. Nächster Stopp ein paar Meter weiter ist der Black Diamond, die Kopenhagener Bibliothek. Die Fassade komplett mit Granit aus Zambia verkleidet. Wir nehmen nach einer sonnigen Pause am Kanal den nächsten Bus, der uns zu, Amalienborg Palace bringt. Schon wieder gegen 12 Uhr und schon wieder Wachwechsel. Die Touristen belagern die Wachsoldaten, die wiederum ironischerweise von Polizisten vor den Touris geschützt werden müssen. Wir halten uns nicht lange auf, gehen weiter zu unserem nächsten Ziel, dem dänischen Design Museum. What an impressive Museum. Teilweise sehr gewagt in die Zukunft geblickt, bis hin zu einem gemeinsamen Projekt mit Saudi-Arabien, wo eine städtische Infrastruktur in Saudi-Arabien aufgebaut wird, die marstauglich sein soll. Das Museum beeindruckt und flasht uns
Das winzige Restaurant Bento liegt gleich um die Ecke im Keller. Eine Sensation. Family run seit 2005, die Menschen authentisch, unglaublich freundlich. Das Essen - unbeschreiblich gut. Meine letzte Miso-Suppe gabs vor vielen Jahren in Japan im Hotel zum Frühstück. Sie hat gestunken. Das letzte Bento auf selbiger Dienstreise beim Mazda-Zulieferer. Eine Plastikbox mit stinkendem Etwas. Und hier? Wohlschmeckend die Suppe, Thunfisch wirklich perfekt gegrillt. Nur etwa eineinhalb Millimeter gegart, der Rest roh. Mein Sashimi mit unterschiedlichsten Fischen und einem verrückt schmeckendem Algensalat. Dazu ein paar Kirin. Die Gäste im Restaurant multikulturell. Engländer, Franzosen, Inder, Japaner, entspannt und verrückt. Ein Lebenshighlight des Essens.
Mittwoch, 19.4.2023, 15:45, immer noch Kopenhagen im Best Western Hebron
Erst mal zum Westend in Vesterbro. Dort sollen sich etliche Streetart Kunstwerke befinden. Auch, wenn Kopenhagen einige Jahre hinterher ist, so wenig Exponate habe ich mir nun auch nicht vorgestellt. Immerhin zwei Stücke sind in einer Unterführung zu sehen, eine Zeichnung davon sogar richtig gut.
Über den Park Sankt Jørgens Sø, den entlang bis zum Ørstedsparken. zu den Torverhallerne, zwei Hallen, die voller Lebensmittelläden sind. Man kann hier wohl ALLES zum Essen kaufen. Uns fällt die Vielfalt an Obst und Gemüse auf, die hier trotz des frühen Jahres angeboten werden. Sogar Himbeeren sind zu kaufen. Auf die Kisten sollte man besser nicht schauen. Die dicken großen Melonen stammen aus Afrika. Durch Univiertel zum netten Gammeltorv und landen am Gråbrødretorv, einem netten Platz. Weiter in die Strøget. Alle wichtigen und unwichtigen Marken sind hier zu kaufen. Langsam treibt es uns zurück und wir kommen müde und zufrieden im Hotel an.
Donnerstag, 20.4.2023, 9:00 Best Western Hotel Hebron, Kopenhagen
Das wars wohl mit Kopenhagen. Gestern Abend haben wir noch einmal im Gaza Grill im Schlachthof-Viertel. Auf dem kurzen Weg zum Restaurant kommen wir an einer Reihe Bars und Clubs vorbei. Es ist zwar erst 18:45, aber die vielen Menschen stehen und sitzen im Freien in der Abendsonne, die noch kräftig scheint. Ausgelassene Stimmung, viel Lachen, die jungen Menschen machen es richtig. Auch vor dem Gaza Grill tobt das Leben. Die Dänen genießen den Frühling. Blauer Himmel, weiches Abendlicht, die Nähe des Wassers, ein Traum. Auch drinnen geht schon etliches voran. Wir bekommen lustigerweise den gleichen Tisch wie am Sonntag. Heute gibt es keine Mezze, das ist zu viel. Für jeden ein Shawarma, einmal mit Huhn, einmal mit Rindfleisch.