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Nikolsdorf - Montelparo - Verona 10.7.2020 - 22.7.2020.

Nach langer Zeit geht es wieder etwas los. Wir wagen den Sprung ins Auto. Die aktuellen Infektionsmeldungen an unseren Zielen halten sich mehr als in Grenzen. Osttirol als erste Destination ist die letzten Tage komplett frei von Neuinfektionen. 

Freitag 10.7.2020

Gegen Mittag Anfahrt nach Nikolsdorf; ziemlich viel Verkehr. Wo wollen die Menschen denn alle hin? Nach der langen Enthaltsamkeit macht sich leichter Unglauben breit. Ja ist denn jetzt Pandemie-Ende? Nach dem Felbertauerntunnel fahren wir in ein irres Gewitter, max. Tempo 60 km/h auf breiter Staatsstrasse nach Lienz. Einchecken im Spielehotel Tschitscher, ordentliche und vollkommen ausreichende Unterkunft; drei Minuten Fußweg von Karin entfernt.

Unser erster Eindruck vom Haus nach dem Umbau: WoW, Smashing. Eintritt in die Wohnung - unglaublich schön. Am frühen Abend trifft der Rest der Bande ein und gemeinsam mit Karin, Dominique, Eike und Thilo verleben wir einen coolen Abend in der tollen Atmosphäre der modern gehaltenen, in schönem Alpenstil gebauten Wohnung.

Samstag 11.7.2020

Es regnet wie aus Kübeln, alle Pläne zunichte. Macht nichts. Kurze Fahrt zum Inter-Spar bei Lienz. Der Laden rappelvoll, keine Maskenpflicht mehr. Ganz wohl fühl ich mich nicht. Hab absolut keinen Bock, dass wir jetzt noch den Sch... COVID-19 einfangen. Die Stimmung trotz Dauerregen gut, vier von uns fahren nach Lienz zum Kaffee, Eike und ich bleiben,  kochen gemeinsam. Feta mit Ofengemüse; Bollo und Salat. Dazu läuft schöne Musik auf YouTube - Amy Winehouse, Queen etc. Dominique erwähnt nach der Rückkehr das Auto Karaoke, wird auf YouTube eingestellt. Was für ein Spaß. Michelle Obama beeindruckt - was für eine coole Socke. Abendessen mit großer Laune, die Mähners in Schweden dazugeschaltet. Sie konnten wegen der hohen 7-Tagesinzidenz in Schweden nicht ohne Quarantäne einreisen.


Sonntag 12.7.2020

Anfahrt nach Montelparo, 9:00 - 18:00; alle zwei Stunden Fahrerwechsel. Im Pustertal herrscht auf der Gegenspur Stau, vorwiegend Italiener, die in die Berge wollen. Auf der Autobahn verhältnismäßig wenig los; wir lieben die italiener, aber sie können definitiv nicht Auto fahren. An den Raststätten fällt auf, dass die Menschen sich noch vorsichtiger verhalten als in D. Herzlicher Empfang bei Madeline und Tim im Hotel Leone.  Wir sind die ersten und für zwei Tage einzigen Gäste der Saison. Das Jahr läuft gelinde gesagt besch.... Kühles Empfangsbier, später schönes Abendessen auf der Terrasse. Eine Flasche Champagner bzw. Sekt aus Montelparo zur Feier des Tages. Lange und intensive Gespräche mit den Beiden über unsere/ Ihre Corona Zeit. Es tut sehr gut, hier zu sein. Fühlt sich an, wie bei Freunden.

Montag 13.7.2020

Das Montelparo Schlaf-Virus hat zugeschlagen. Ein entspannter und relaxter Tag am Pool;  angenehm warm, nicht zu heiss.  Vor dem Abendessen ein Spaziergang durch Montelparo. Das von Tim angegebene Durchschnittsalter von 150 Jahren kann nur durch die Jones und ein paar Kinder auf dem Niveau gehalten werden. Hier leben 800 Menschen, dafür existieren sieben aktive Kirchen. Der Anblick der weiten und hügeligen Landschaft bis zum Meer immer wieder wunderschön. Mit  der Abendsonne beginnen die abgeernteten Felder golden zu glänzen. Trotz Juli sehen wir immer noch das satte Grün. Der Hügel neben dem Hotel führt immer wieder zum Schmunzeln. Es ist unser Waldmond von Endor aus Star Wars Teil 6. Original.



Dienstag 14.7.2020

Gegen Mittag mach ich mit Tim ein Fotoshooting. Ein ganz spannender Mann, mittlerweile 52 Jahre jung, drahtig, energiegeladen und den ganzen Tang beschäftigt. Madeline hatte 4,5 Jahre und Tim 4 Jahre in Singapur gelebt, er als Koch in einem großen Hotel gearbeitet, bevor sie vor über 10 Jahren das Projekt Hotel Leone Montelparo beschlossen und hier ein echtes Retreat hingestellt haben. Es steckt in dem wunderschönen Hotel mit acht Zimmern eine Menge Eigenleistung. Vor der Corona-Pandemie, die das Geschäft des ganzen Jahres zerstört hat, haben die beiden schon ein Erdbeben in der Gegend erlebt, welches auch den Tourismus auf Null gebracht hat. Das Nebenhaus baut Tim Stein für Stein selbst wieder auf. Trägt einen Meter tief den Boden der ehemaligen Garage ab und baut dort ein Appartement für die Tourismus-Studenten. Im Erdgeschoß entsteht ein Seminarraum und darüber drei weitere Zimmer für Gäste. Alles durchdacht, die Elektrik selbst gemacht, zentrale Energie- und Wasserversorgung. Ich kann nur meinen Respekt kundtun. Auf Empfehlung von Madeline eine Flasche „Passione e Visione” von Domodimonti.  Der Wein erinnert ganz stark an den Bricco del Uccelone von Braida. Wir fragen nach dem Weingut. Madeline funkt es unmittelbar an und avisiert für Morgen unser Kommen.


Mittwoch 15.7.2020

Um 9:00 Fotoshooting mit Madeline und Tim, um kurz nach 10:00 ab nach Civitanova Marche, wo wir um 11:30 am Strand Ben und Hana mit ihrem Charlie treffen. Ben überreicht mir ein Beachvolleyball-Shirt als Geburtstagsgeschenk. Hab mich richtig gefreut. Wir ratschen über Gott und die Welt, Volleyball und die aktuelle Situation, gehen ins Cala Maretto zum Essen. Es gibt wieder lecker Fischgerichte als Vor- und Hauptspeise.  Nach nem Kaffee machen wir uns gegen 14:30  auf den Weg. Navi eingestellt und Richtung Weingut Domodimonti. Dem Navi kann ich hier nicht trauen. Über Stock und Stein, jeden möglichen Umweg nutzend, landen wir bei der angebenden Adresse. Ein Feldweg, in den die letzten Jahre garantiert niemand gefahren ist. Hilft nur rückärts wieder raus. Ute sucht auf Google und bringt uns in vier Minuten zum Ziel. Ein imposantes und monströses Weingut. Italo-Kanadier, die hier ziemlich coolen Wein machen und nach Kanada exportieren. Der gesuchte „Passione e Visione“ von 2011, ein rein biologischer Wein, besteht aus der Petit Versot Traube, 12 Monate im Faß. Ich hatte mir ja die ganze Zeit schon Gedanken über den Preis gemacht und wurde richtig unsicher. Die Dame im Verkauf spricht so gut englisch, wie ich italienisch, zeigt uns dennoch den Weinkeller. Die beiden Holzkisten bereit gestellt, macht sie sich an die Kasse. Funktioniert nicht wie sie will, mir wird schwummrig ob der möglichen Summe. Nach ein paar Minuten und 15% Skonto landen wir bei 450€ für 12 Flaschen - hätte schlimmer kommen können. Ab nach Montelparo, ein kühles Bier und aufs Zimmer. Draußen wird es kühl.

Eigentlich haben wir ja nach dem Tag nicht mehr so viel Hunger - eigentlich. Wenn wir die Karte sehen, zugegeben ist sie wegen der wenigen Gäste deutlich abgespeckt, dafür jeden Tag neu gemacht, kommt die Lust zum Essen. Ute nimmt den Rote Beete Salat mit Feldsalat und Ziegenkäse, anschliessend hausgemachte Parpadelle mit Wildschweinsugo. Die Pasta sind meine Vorspeise - sensationell - und ich nehm noch ein Stinco - Lammhaxe vom Feinsten. Dementsprechend quampert geht’s auch ins Bett.

Donnerstag 16.7.2020

Madeline hat noch Bedarf an eine paar Businessfotos,  extra businesslike fein gemacht, ziemlich beeindruckend. Wir suchen geeignetes Licht, finden es in der Nähe der Bar und schießen nach dem ausladenden Frühstück ein paar Aufnahmen.

Heute wollen wir nach Ascoli Piceno, der Provinzhauptstadt. Keine 40 Kilometer zu fahren, wunderschöne Landschaft, herrliches Licht, ziemlich kurvig. Wir brauchen über eine Stunde, die sich lohnt. Ascoli Piceno selber ist nett, ziemlich leer. Eine typisch italienische Mittelprovinzstadt, der Ausflug lohnt sich durchaus. Vor allem ergeben sich nach den faulen Tagen wieder mal ein paar Schritte. Unser Navi zeigt einen anderen Weg nach Montelparo, prima, noch kurviger, aber kürzer, noch besser. Beim Weg aus der Stadt nehme ich aus dem Augenwinkel ein kleines gelbes Schild wahr, auf dem etwas gestanden ist, dass sie Straße ab Kilometer x wegen Straßenarbeiten gesperrt ist. Hmm, hab mich sicher getäuscht, die Strecke ist herrlich, die ersten paar Baustellen vorbei, das Schild vergessen. An einem Hang rutscht die Erde etwas auf die Straße, ganz oben Bauarbeiter mit Helmen an Seilen, sieht von hier unten beeindruckend aus. Etwa Dreiviertel der Strecke gefahren, es taucht ein Schild auf: "Straße nach 750 Metern gesperrt". 

Oh, da war doch was. Also die 20 Minuten zurück, der Tank braucht Nachschub und den gleichen Weg wie am Vormittag zurück. Wieder ein herrlicher Blick auf Castignano, die Felsformationen beeindruckend, so wellig und kantig, bei spätem Licht sicher der Hammer. Auch so schon sehenswert. Ein paar fette Regentropfen als Vorbote des für Morgen angesagten Unwetters, je näher wir an Montelparo sind, desto schöner wird es wieder. Einen schnellen Kaffee, ab in den Pool und ein paar Meter schwimmen. Es ist warm genug, um noch etwas am Pool zu liegen, die Landschaft atemberaubend und im Hintergrund die bekannten Geräusche des Zementmischers vom Nachbarn. Den kennen wir schon vom letzten Jahr. Die Arbeitsgeschwindigkeit ließe sich noch optimieren. Zum Aperitiv einen schönen G&T,  Hendrick's stilecht mit Fentiman‘s und Gurke. Eine Portion feiner Bruschetta geteilt, danach ein Risotto mit Meeresfrüchten. Als Hauptgang das Lammcurry. Es kommen zwei Töpfe, einer mit Reis, einer mit einem lecker aussehenden Lammcurry und dazu bringt Tim noch eine Schale seines Special-Dal. Das ist atemberaubend. Wir kommen aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus. Man stelle sich das vor: Mitten in Italien, bestes Essen, beste Pasta - siehe gestern Abend - und dann dieses Mega-Dal. Ach ja, wir hatten als Begleitung eine Flasche eines Cuvees aus Sangiovese und Montepulciano. Hat Madeline sehr gut ausgesucht.

Freitag 17.7.2020

Heftiger Moskito-Überfall des Nachts. Entsprechend grumpy ist der Morgen. Nach dem Frühstück ab aufs Zimmer, das Gewitter bzw. der Regen sollen bald kommen. Die Checkliste für das neue Bad und Sauna in einem ersten Wurf entwickelt. Das wird schon ganz ordentlich.

Nun ist Zeit, die Geschichte von Tim weiter zu erzählen. Tim hatte in London ein kleines Baugeschäft, liebt das Bauen. Das Geschäft wächst, er stellt mehr Menschen ein, der Schreibtisch wird zunehmend sein Arbeitsplatz. Madeline und er entwickeln die Idee eines Projektes in Europa, sie finden das Haus in Montelparo, also eben Italien. Das muß vor mehr als 12 Jahren gewesen sein, da war Tim in seinen Enddreißigern. Madeline war bei der Commerzbank in der IT für Europa verantwortlich, wird nach Singapur entsandt. Tim übergibt sein Unternehmen an seine Mitarbeiter und geht mit. Er bereist Asien, während Madeline arbeitet, nach ein paar Monaten sitzt er im Appartement und denkt sich, noch zweieinhalb Jahre, was tun. Das Projekt in Italien wächst, seine Bauarbeiten sind irgendwann beendet, Madeline wird das Management übernehmen, in der Küche ein italienischer Koch mit empfindlichem Gemüt, da paßt etwas nicht. Tim geht in Singapur auf die Uni, studiert „Chef and Food“. Alle vier Wochen haben sie für zwei Monate Praxis. Er findet eine Stelle im Hilton, der „Head-Chef“ holt ihn zu sich und fragt, warum Tim die Ausbildung macht und was er mit ihm tun soll. Tim ist vierzig, die anderen Studenten ausnahmslos Chinesen in ihren Zwanzigern, die nächsten beiden Hierarchien über Tim in den Dreißigern, das kann nicht gut gehen. Tim erzählt seine Geschichte, sein Ausbildungsplan wird geändert und der Head-Chef bildet ihn neben der praktischen Arbeit zum Küchenmanager aus. Natürlich lernt er, wie eine Kuh zerteilt wird, Brot gebacken wird und mit vier Pfannen gleichzeitig gekocht wird. Er lernt aber auch einen chinesischen Empfang mit 800 Köchen zu managen. Er schmunzelt, als er erzählt, wie viele Tomaten benötigst Du für so einen Empfang? 10 Kilo, Nein, eine Tonne. Einer seiner Leitsprüche ist: Wer ist der beste Steakkoch? Derjenige, der das Steak auch gekauft hat. Von einem indischen Koch lernt er während seiner Ausbildung Curry zu kochen  .

Der Regen läßt mittags nach, es war ja nicht wirklich viel. Wir fahren über Pedaso nach Civitanova Marche, parken am Strand und gehen ein wenig die Promenade entlang. Das Wetter klart auf, das Meer wunderschön und kaum ein Mensch auf den Straßen. Ein Wolkenbruch erwischt uns, macht nichts, da wir Regenjacken dabeihaben. Es ist recht warm. Der vom ersten Eindruck etwas verranzte Ort zeigt sich als Kleinod. Die Häuser in den kleinen Gassen schön hergerichtet, viele Läden mit wunderschönen Sachen, wie Designermöbel, Kunstgegenständen, feinen Kaffees finden sich in der zweiten Straße. Kein Wunder, dass der hier ansässige Volleyballverein der am besten gesponserte in ganz Italien ist. Der Himmel reißt wieder auf, es wird heiß. Der Rückweg nach Montelparo in einem traumhaften Licht, ich geh noch ein paar Meter, dann Duschen, Haare schneiden, um 19:30 zum Abendessen. Auf dem Weg nach oben noch ein paar Bilder von Madeline. Wir werden besser. Heute sind wir im Restaurant immerhin 8 Personen. Das Abendessen wieder Klasse, inklusive Muscheln und einer feinen Grillplatte. Anschließend einen Brandy und dann ab ins Bett.


Samstag 18.7.2020

Unser letzter Tag in Montelparo. Um v... 6:00 summt mein Wecker los, irgendwie die Schlaffunktion eingestellt. Dann um 7:30 hämmert der richtige Alarm los. Ich muss meinen Ton umstellen. Er bringt Ute noch um. Es regnet wieder draußen. Um 8:30 noch ein Fotoshooting mit Madeline. Wir machen ein paar Business Fotos, frühstücken anschließend herinnen, es ist zu kühl. Wir „dürfen“ uns das Abendmenü selber zusammenstellen. Ute packt, ich entwickel ein paar Aufnahmen. Gegen 11:00 fahren wir los, es hellt auf. Bis Fermo sollten es dreißig Minuten sein. Bei der herrlichen Straße und dem nach dem Regen absurden Licht und der irren Landschaft und Aussicht dauert der Weg vor lauter Stopps mehr als eine Stunde. Fermo selber mit seinen 37.000 Einwohnern wirkt gefälliger als Ascoli Piceno. Der Piazza Populo mit seinen 10 Bars ziemlich ruhig, aber wunderschön. Kaffee im Café, Rundgang durch das alte Zentrum, traumhafter Blick aufs Meer - der Himmel hat aufgerissen.


Weiterfahrt runter nach Civitanova Marche. Ein letzter Gang zum Strand. Ziemlich gute Surfer und Kite-Surfer, bei einem Wind von ca. 40 km/h und Wellen von einem Meter, im Mittelmeer!  Es gelingen ein paar coole Aufnahmen mit der Nikon Z6 und dem 300mm 4,0 PF. Was für eine irre halbe Stunde. Heimfahrt bei atemberaubender Sicht, Landschaft und Wetter. Wir springen in Montelparo gleich in den Pool, schwimmen ein paar Bahnen, irgendwie sauf ich heut fast ab.

Ein G&T - wieder ein Hendrick's - dann ab zum finalen Abendessen. Madeline serviert eine 2013 Montepulciano Traube, wie haben uns zum Essen gewünscht:

  • Bruschetta
  • Tims legendäre Parpadelle mit Cinghiale
  • Einmal Saltimbocca, einmal Wild mit Linsen

Wie erwartet, eine ziemliche gute Cena.

Sonntag 19.7.2020

Verona, Halfway nach Hause. Die Unterkunft Massimago Winesuites mitten in Verona mit Parkplatz im Inneren ist ganz ordentlich. Zwar keine Rezeption besetzt, alles per E-Mail, aber das Zimmer ist groß, modern, sauber. Ein paar Meter entfernt von den Hotspots von Verona.

Der Morgen in Montelparo war schwer. Wir beide schwer gebeutelt von der dritten Nacht der Moskitos, das Gepäck im Auto verstaut, es wird Zeit von den beiden Abschied zu nehmen. Nix wie weg bevor die Tränen fließen. Erste Lektion ist, das nächste Mal unbedingt schweres Geschütz gegen die Moskitos mitzunehmen. Die Fahrt zum Meer wunderschön, die Gegend ist so herrlich. Die Wiederkehr ist sicher.

Die Fahrt am Meer entlang verläuft schon etwas schwermütig. Wer hätte gedacht, dass wir zwei so eine Affinität zur Adria bekommen.

Die Fahrt entspannt, wieder regelmäßig Fahrerwechsel. Um 15:00 Ankunft in der Innenstadt von Verona. Wie kommen wir jetzt in den Innenhof? Laut Beschreibung finden wir ein Keyboard zum Öffnen des Tores. Eine Tür offen, ich gehe durch, die Tür fällt zu ... keine Klinke, Auto zugesperrt. Was nun. Ute vor der Tür, hat keinen Schlüssel. Per Telefon geht gar nichts, nach ein paar Minuten findet Ute draußen eine winzig kleine Tastatur. Alles löst sich auf, wir parken im Innenhof, machen Pause, gehen Abendessen - auch hier nicht wirklich viel los. Es ist nur deutlich wärmer. Das Ristorante al Cristo an der Piazzetta Pescheria wirklich nett, von einem nicht mehr allzu jungen blonden Mutter-Tochter-Gespann geleitet. Unsere Vorspeisen Carpaccio di Orata con Citronette agli Agrumi und Polpo Arrostito Summer Style mit Kartoffelbrei, als Primi Linguine Germe di Grano Acciughe del Cantabrico, Amalfi Lemon und Tagliatelle mit sizilianischen Gambas, als Hauptspeise einen riesigen Branzino im Ofen gebacken für uns zwei mit Tomaten, Kapern, Oliven und dazu lecker Gemüse, wie Blumenkohl, grüner Spargel, blaue Kartoffeln und normale Kartoffeln. Ziemlich ansprechend. Davor ein Glas Franciacorta, dazu eine Flasche Soave. 

Die Nacht endlich wieder mal Mückenfrei.


Montag 20.7.2020

Ein richtig cooles Zimmer, die Dusche mitten im Raum, Brause herrlich. Das Frühstück wird in einer Holzkiste aufs Zimmer geliefert, alles dran, alles drin. Um 10:00 ist es schon knacke warm, Schlendern durch Verona. Piazza Erbe, einst ein wunderschöner Kräuter- und Gemüsemarkt mittlerweile von chinesischen Billigständen okkupiert. Besichtigung der Chiesa Benedettina, mit einem ganz alten Taufraum tiefer gelegt, Fresken frei gelegt, sehr geschmackvoll. Der zweite Kirchenbesuch, Sant Anastasia, sorgt eher für Belustigung. Italienische Touristen benötigen mehr  als 10 Minuten, um die komplexe Theorie möglicher Eintrittskarten mit der Dame an der Kasse zu diskutieren. Der Lösungsraum beträgt als Erwachsener exakt ZWEI. Eine einzelne Karte je Kirche für drei Euro und eine Karte für vier Kirchen für sechs Euro. Dinge können dauern. Abschließend noch der Dom, von der Struktur ziemlich spannend, der Kirchenraum modernisiert mit einer eindeutigen Verschlimmbesserung.

Heute in das Restaurant Antica Torretta, ca. 15 Minuten von unserer Unterkunft entfernt, ist schon eine andere Klasse als gestern. Das Menü:

She:
- Antipasti: Le Nostre Tartare Gamberi agli Agrumi, Tonno Nori e Avocado, Ricciola in Chevice 
- Primo: Bigoli alla Chitarra, Punta di Vitello, Fonduta al Monte Veronese
- Secundo: Kalbsfilets mit Pfifferlingen und Kartoffelkracker
He:
- Antipasti: Acciughe “DoppioZero” del Mar Cantabrico con Riccioli di Burro di Normandia e Pane alla Griglia
- Primo: Maccheroncino con Tonno Rosso Cottocrudo, Capperi, Origano e Crema di Burrata
- Secundo: Polpo Croccante alle Olive Taggiasche, Bieta Arcobaleno e Bottarga di Muggine
Zum Trinken: Montemagro Muni von Danielo Piccinin.

Der Kellner hätte etwas Unterstützung haben können, dennoch sehr kompetent, gutes Englisch und gute Weinkenntnisse. Als Abschluß einen Kaffee, zur Rechnung kommt noch ein Prosecco-Sorbet vom Chef. Der Heimweg über das Castello, den Duomo und die Arena, bepackt mit Foto und Stativ.

Dienstag 21.7.2020

Ich glaub, das war es jetzt endgültig mit dem Gardasee.  Anfahrt über die Autobahn, um schneller in Sirmione zu sein. Die Autobahn Richtung Mailand ist knackevoll. Abfahrt Sirmione, der Verkehr Richtung Gardasee nimmt zu; es ist immer noch Vormittag. Anfahrt auf die Halbinsel, ein entgegenkommender Münchener grüßt uns - aha hier ist doch nichts los. Meine Bedenken, dass wir hier in der Lombardei, also dem ursprünglichen COVID-19 Hotspot Europas vor drei Monaten, sind, verflüchtigen sich. Die Fußgängerwege am Straßenrand werden auf einmal voller, die ausländischen Fahrzeuge nehmen sprunghaft zu, auf einmal Stau Richtung Parkplatz. Alleine vom Abstand der Menschen kommt der Eindruck auf als ob COVID-19 nicht mehr sei. Also umdrehen und Richtung Salo. Mittlerweile ist es kurz vor 12:00, die Straßen voll. Also an Gästemangel leidet der Gardasee offenbar nicht. Nach den Tagen der Idylle und Landschaft in den Marken macht der Gardasee einfach keinen Sinn mehr. Gemütlich über Land zurück nach Verona. Sind froh, mitten in der Stadt zu wohnen, nur ein paar Meter von der Arena entfernt in unserem kleinen Refugium mit wenigen Zimmern und einem eigenen Parkplatz. Lange Pause, etwas in der Stadt strollen, ein geniales Eis essen, das Castello besucht - hmm nicht unbedingt der Brüller - danach wieder Pause, weil es draußen mit 34 Grad richtig heiß ist, duschen und zum Essen. Wieder ins Antica Torretta, Stefano empfängt uns wieder. Ohne zu fragen, stehen eine Flasche Wasser und zwei Gläser Sekt aus dem Piemont auf dem Tisch. Sehr aufmerksam. Das heutige Menü:

- Gruß vom Haus  heute gegrillte Polenta mit gefülltem Calamar

She:
- Antipasti: Gamberoni in Crosta di Pancetta, Salsa Cocktail, Cavolo Rosso
- Primo: Tortellini mit Scallops mit Spinat
- kein Secundo
Dann kam ohne Bestellung für uns als Zwischengang:
- Gnocchi di Ricotta al Tartufo Nero e Burro Noisette
He:
- Antipasti: Le Nostre Tartare Gamberi agli Agrumi, Tonno Nori e Avocado, Ricciola in Chevice
- Primo: Linguine di Gragnano con Scampi alla Busara su Crema di Zucchine
- Secundo: Spigola ai Gamberi Rossi di Sicilia, Pomodorino Piennolo e Aglio Orsino

Dolce für beide:
- Mousse alla Mandorla, Cioccolato Fondente e Ciliegie all’Amarone
Stefano, gewitzt, klug, kennt seine Weine und sein Essen, ein ganz toller Begleiter am Abend, mit dem wir auch wieder viel Spaß haben. Es gelingt mit ihm eine feine Beziehung herzustellen. Jetzt gilt es lediglich die Frage zu beantworten, warum die Rechnung heute so niedrig ist. Das bleibt wohl Stefanos Geheimnis. Der Rückweg durch die Altstadt kurzweilig mit ein paar Aufnahmen. An der Piazza Erbe die Jugend in etlichen Bars, alles sehr ruhig, positiv und gut drauf. Was uns beiden richtig gut tut, wir haben alle Zeit der Welt. Kein Büro droht oder wartet nach der Heimfahrt. Wir könnten beide gerade so weiter machen. 

Mittwoch 22.7.2020

Jetzt ist der Trip schon wieder zu Ende. Nach dem Frühstücken und Begleichen der Rechnung bei der sehr freundlichen und kompetenten Dame an der Rezeption parkt Ute mich aus, es ist zwischen dem Maserati und der Mauer zugegeben nicht viel Platz. Der Verkehr an diesem Mittwoch wie zu Vor-Corona Zeiten, in den Süden fahren noch mehr Lastwagen als nach Norden. Ankunft nach reichlich fünf Stunden. Taschen in der Wohnung abgestellt, erstmal nix tun. Nach einer Weile schwing ich mich aufs Rad, um noch Quark für das Abendessen zu kaufen. In der Tiefgarage steht ein Mini Countryman, zwei Türen sperrangelweit offen, der Rest nicht versperrt. Oh, vergessen. Das ist Entspannung pur.