furt samma
 

Malakka

Krasse Kiste bislang!

20.1.2024 im Bus 11:20

alles läuft smooth. Mit dem Taxi zum Bus Terminal Queens Street. Ohne Chichi einfach, dennoch gut organisiert. Wir müssen 45 Minuten warten, bis der Bus kommt. Warm, feucht … Der Bus nicht voll. Bequeme Sitze, ausreichend Platz. Die Fahrt aus Singapur zeigt Möglichkeiten, die bei uns verpennt werden. Spannende Hochhäuser mit feinen Strukturen. Straßen aus der Stadt mit vier, fünf Spuren. Der Verkehr verteilt sich. Die Autos halten Abstand. Es dauert ganz schön lange, bis wir aus der 6 Millionenstadt herauskommen.

11:45, Tuas Checkpoint

Ääääääh, was schreiben denn die Reiseblogs für einen Unsinn. Kurz nach Singapur erreichen wir den Tuas Checkpoint - die Grenze. Wir steigen aus dem Bus aus, gehen in ein großes leeres Gebäude mit vielen Lesegeräten für die Pässe, scannen den Pass, Fingerabdruck und Gesicht. Die „mandatory travelcard“ will keiner sehen. Schon sitzen wir wieder im Bus, warten auf ein paar Gäste und das war’s. Keine 5 Minuten und wir sind eingereist.

12:15 Grenze zu Malaysia

Etwas zu früh gefreut. Das war wohl nur die Ausreise. Ein paar Minuten später halten wir an der Grenze zu Malaysia, nehmen das Gepäck mit und gehen zur Einreise. Nicht viel so, außer dass am Schalter direkt vor uns ein Finne ohne große Englischkenntnisse und ohne Einreisekarte stand. Jetzt ein kleiner Vergleich zu Südafrika. Da hätten wir stundenlang stehen können. Hier anders. Ein malaysischer Grenzer macht einfach einen weiteren Schalter auf und schon sind wir drin. Noch das Gepäck scannen und zurück in den Bus. Der Fahrer zählt wieder seine Schäfchen. Jetzt machen wir wohl  einen kurzen Tankbreak.

Es hat ja geheißen, dass Autofahren hier easy geht, aber so easy. Die Autobahn nach Kuala Lumpur, die wir bis Malaka nehmen, hat eine europäische Qualität. Nur ohne Baustellen. Jedoch inkl. Stau. Es ist Samstag Mittag, die Menschen machen Wochenende.

20.1.2024, 21:30 Hotel JonkeRED, Malakka

Ist das abgefahren hier. Ankunft gegen 16:00 hier in Malakka, Melacca, Malaka, Melaca, Malacca oder wie auch immer die korrekte Schreibweise lautet. Wir haben alles auf Hinweisschildern, Ortstafeln, was auch immer gefunden. Etwas orientierungslos stehen wir dumm in der Gegend rum - während jetzt gerade um 21:30 auf der Straße der Song „Hotel California“ dröhnt. Wir suchen ein Taxi zum Hotel. Fehlanzeige! Ich frag einen Hotelpagen, er zeigt mir einen „Grab“ Fahrer. Grab ist der asiatische Uber. Ok, nehmen wir. Eingecheckt bei zwei  Muslim-Damen - remember where we are. Das Zimmer liegt wie gewählt in der „Partyzone“ von Malakka. Es geht richtig ab. Ute meint, da ist ganz schön Druck auf der Bevölkerung. 

Wir kaufen eine SIM-Karte für vier Wochen, planen etwas vor uns hin. Ute bucht über Booking einen Fahrer für Dienstag nach Kuala Lumpur - jetzt gerade spielen sie auf der Straße chinesische Schlager. Der Preis etwa 50% vom angebotenen Taxi. Gut, die 50€ sind mehr als die 4 € mit dem Bus. Dafür werden wir von Haus zu Haus gebracht und müssen in K.L. nicht noch ein Taxi nehmen.

Der Hunger treibt uns raus. Hier herrscht Party. Das empfohlene Restaurant liegt für uns am A.d.W. heißt, wir gehen durch noch eigenartige Straßen. Vielleicht sind sie in einer Woche für uns sogar vertraut. Also zurück zum Fluß, wo die Menschen Party machen. Ein kleines Gasthaus mit vier Tischchen spricht uns an. Mama kocht und die reizende Tochter bedient. Sie ist vielleicht 12, 13 Jahre alt, macht es toll. Ein paar Nudeln, ein paar mehr Bier, wir sitzen am Wasser - was fehlt noch? Ein herrlicher Abend.

Die zwei Paradoxa des Tages:

- Man soll keine muslimische Frau fotografieren, aber muslimische Frau fotografiert alles.

- Küssen auf der Straße ist unangebracht, aber im SevenUp liegen die Kondome an der Kasse.

Wir müssen wohl noch viel lernen.

Bus von Singapur nach Malakka
Bus von Singapur nach Malakka
Malakka
Malakka
Sultanspalast
Sultanspalast
Sultanspalast - würde heute Boardroom heißen
Sultanspalast - würde heute Boardroom heißen
Malakka River - Kneipe an Kneipe an Kneipe an Kneipe….
Malakka River - Kneipe an Kneipe an Kneipe an Kneipe….

21.1.2024, 17:00 Malakka

Die Straßenparty bei unserem Hotel ging bis weit nach 01:00. Die Rikschas sind mit einem Höllenblaster ausgestattet, der den Lieblingssong des Fahrers in die Welt bläst, deswegen heißt es ja auch Blaster. So eine Partystimmung haben wir von der muslimischen Gesellschaft gar nicht erwartet. Again what learned. Überhaupt lernen wir in kürzester Zeit unfassbar viel Neues. Frühstück heute Morgen am Fluß. Und ja, er riecht nicht besonders, egal, Hauptsache draußen sein. Wir entscheiden uns für eine europäische Frühstücksvariante. Die Adaption ist noch nicht ganz so weit. Also Kaffee machen können sie hier!

Vorbei an den Rikschas, die am Vormittag schon ihre Gäste mit dem Lärm Richtung Sultanspalast fahren, laufen wir lieber zu unserer ersten malaysischen Sehenswürdigkeit. Der Palast wurde erst in den 1980ern rekonstruiert und erzählt von der Geschichte des Landes. Auffallend ist die Art der Erzählung. Es geht kaum um ZDF (Zahlen, Daten, Fakten )sondern um Beziehungen, Liebe, Heldentum, Streit, Feiern und Freundschaften. Ganz spannend und schon recht fremd. Immerhin lernen wir über die portugiesische, die englische, die holländische und die japanische Besatzungszeit. Von daher kommen auch diverse Einflüsse. Und doch wird mir es erst wieder klar, wo wir uns gerade aufhalten, wenn es geschrieben steht: In Südostasien. Es ist im Grunde unsere erste tiefe Asienreise, auf der wir eintauchen dürfen. Die letzte Reise 2011 war eher ein riesiges Durchschnaufen nach hartem Arbeitsjahr. Wir stehen noch etwas neben uns, sind noch gar nicht richtig hier. Es fühlt sich ein wenig wie ein zweites Ich an, das hier ist.

Was sehr gut tut, ist der Perspektivenwechsel. China als befreundetes Land ist hier sehr präsent. Etwa 50% der Bevölkerung hat chinesische Wurzeln. Der Blick und die Prioritäten sind komplett unterschiedlich. Wir merken, wie kleinkariert bei uns gedacht und gehandelt wird. Die großen Notwendigkeiten werden mit sehr engem Blickwinkel betrachtet. Im SevenUp neben dem Hotel arbeitet ein jüngerer Mann. Er hat gestern das Reise-iPhone mit der lokalen SIM Karte funktionsfähig gemacht. Natürlich kommen wir ins Ratschen. Vorhin erzählt er mir, dass er aus Bangladesch stammt und hier für ein paar Jahre arbeitet. Sieben Tage die Woche von 7:00 bis 7:00. Seine Familie wird er wohl erst wieder nach 5-10 Jahren sehen können. Er strahlt als er erzählt, dass der Kontakt mit FaceTime so gut klappt. Traurig wirkt er nicht. Er meint: Currency in Bangladesch is very low. Perspektivenwechsel eben.

Egal. Nach dem Palast geht’s rauf zum Hügel, wo Reste der ehemaligen Festung und ein weiter Blick über die Stadt und das Meer zu sehen sind. Anschließend ins Stadthuys mit weiteren Darstellungen der Geschichte. Auch hier neue Aspekte. Schon bevor die Europäer wie Magellan, Columbus und andere die Weltmeere bereist hatten war der Chinese Zheng He unterwegs.

Und schon sind wieder die Klänge des Muezzin über der Stadt zu hören. Wann das geschieht hat mit unseren Uhrzeiten nichts zu tun. Zumindest nicht mit geraden Zeiten. Gleichzeitig läuten die Kirchenglocken wie der Big Ben.

22.1.2024, 17:00 Malakka

Großartige Dinge und Dinge, die sich verändern.

Erst mal wieder eine helle Nacht. Ab 00:00 war die Party vorbei, dann heizten die Testosteronen durch die Straße, irgendwo um 2:30 noch eine Feier mit Live-Musik und dann ab 5:00 kamen die Lieferanten mit ihren Waren für das SevenUp neben dem Hotel. Macht uns komischerweise nichts aus.

Heute morgen war die Freude groß als wir aus der Presse und von Freunden Infos und Bilder über die Großdemonstration mit bis zu 250.000 Teilnehmern alleine in München erhalten haben. Auch, wie friedlich und durchaus differenziert die Menschen waren. Wir haben wieder etwas Hoffnung und konnten beschwingt in den Tag starten.

Heute musste es das erste richtige malaysische Frühstück sein - es war auch vorerst mein letztes. Sieht lecker aus - siehe Bilder - ist für Europäer in der Früh, wenn die Geschmacksknospen noch hellwach sind, ein klein wenig zu scharf. Das Lassi mit Banane und Passionsfrucht dämpft viel Schärfe weg, dennoch zu scharf. Again what learned.

Anschließend machen wir uns auf den langen Melakka River Walk. Sehr spannend und wieder lehrreich. Kaum kommen wir aus dem Bereich des Weltkulturerbes raus, schon zeigt sich ein anderes Gesicht. Farbe blättert von den Häusern, einige Betonruinen am Flußrand, deutlich mehr Menschen, die offensichtlich dringend Geld benötigen. Zwischendrin mondäne Hotels, deren Preise selbst für uns Europäer gepfeffert sind. Die avisierte Villa Sentosa mit dem empfohlenen kleinen Museum heute geschlossen, also zurück. Der Planet brennt, beide Köpfe trotz Hut und Mütze „etwas“ gerötet. Am Fluß treffen wir alle paar Meter auf Warane, die sich in der Sonne aalen. Teilweise ganz schön propere Kerle mit geschätzten bis zu 3 Metern Länge. Einige Häuser mit hiesiger Mural-Art bemalt. Sie erzählen Helden- und Liebesgeschichten. Next Stop Cheng Hoon Teng Tempel, der älteste chinesische Tempel Malaysias. Beeindruckend. Beeindruckend auch, dass sich weder Chinesen noch sonstige Touristen an die Regeln halten:

Masken tragen, lange Hosen tragen, keine T-Shirts erlaubt. Selbst die Betenden nicht.

Gegenüber ein brandneuer buddhistischer Tempel, Xiang Lin Si Tempel. Drinnen sitzt ein Mönch, der voller Inbrunst vor sich hin singt. Alle paar Minuten das gleiche Mantra. Nachdem Besucher den Mann schamlos geknipst haben, frage ich mit Handzeichen, ob er etwas gegen ein Foto hat und er lädt mich freundlich ein. So geht’s doch auch. Durch die Harmony Street - die großen Religionen  Malaysias haben hier ihre Tempel friedlich nebeneinander  - zurück zum Fluß. Wir haben Durst. Mittags sind die meisten Cafés geschlossen. Nicht das Hard Rock Café. In Malakka? Ja in Malakka steht eines relativ exponiert. Es ist das erste in das wir gehen, obwohl schon viele gesehen. Und ganz offen: Nach einer Woche Asien bzw. chinesisch geprägtem Leben in Asien tut das verdammt gut. Rockmusik der 70er und 80er, englisches bzw. amerikanisches Mobiliar. An der Wand Original?-Gitarren, auf den Bildschirmen die Pretenders, Paul McCartny und vor allem etwas abgekühlt. Nach vorsichtigem Orangensaft und Kaffee egal, Pommes für Ute und ein Draught Connors aus UK für mich. Tut als Pause auch gut. Unsere Pläne beginnen zu fliegen. Zurück im Hotel wird umgebucht. Wir streichen die Cameron Highlands und verlängern dafür Kuala Lumpur. Warum in den Regen und die Kühle gehen, wenn die Stadt noch so viel zu bieten hat. Außerdem hat das nächste Hotel P&B (Pool und Bar). Was uns noch auffällt ist, dass auch hier offensichtlich Personalmangel im Tourismusgewerbe herrscht. Wir treffen auf Bangladeshi, Pakistani, Laoten und Indonesier, die hier in Lohn und Brot stehen.

Frühstück - etwas zu 🌶🌶🌶
Frühstück - etwas zu 🌶🌶🌶
Cheng Hoon Teng Tempel
Cheng Hoon Teng Tempel
Im Cheng Hoon Teng Tempel
Im Cheng Hoon Teng Tempel
Cheng Hoon Teng Tempel Stage
Cheng Hoon Teng Tempel Stage
Hard Rock Café
Hard Rock Café


22.1.2024, 22:00 Hotel JonkeRED

 Morgen um 10:00 geht’s weiter. Zumindest sollte da der Fahrer bei uns sein.

Der Abend im Idlers Café zeigt ein wenig unseren Eindruck. Die Location ist im Startbild zu sehen. Wir waren jetzt ganz „langweilig“ drei Abende im gleichen Restaurant. Warum? Das Essen war unglaublich gut. Das Restaurant wird geführt von drei Frauen. Die Oma kocht, die Mama betreibt und die etwa 12 jährige Tochter hat am Wochenende bedient. Das Bier ist halb so teuer wie im Hard Rock Café keine 50 Meter weiter. Die Frauen schreien ihre Leistung nicht raus. Ganz im Gegenteil. Um sie rum stehen Schreier, die ihre Kneipe anpreisen. Sie schreien nicht, dass ihre feinen chinesisch- / malayischen Teller schmackhaft und mit max. umgerechnet 4,5 €auch für hiesige Verhältnisse sehr günstig sind. Wenn ich in ihre Gesichter blicke, sehe ich, wenn ich es interpretieren darf, Sorgen. Dann wieder die Weichheit und die Freundlichkeit in ihren Augen. Da müssen wir einfach etwas beitragen. Seit gestern haben sie einen Kellner. Vermutlich aus Bangladesch. Gestern ungeschickt, komplett ungeeignet angezogen, hat nicht gepasst. Es gab wohl einen  Meinungsaustausch. Heute trotz Hitze in Jeans, langärmeligem Hemd und Flatcap. Und er gibt sich große Mühe, bringt ganz vorsichtig das Essen, richtet den Eiseimer mit den Bieren akkurat aus und kämpft. Wie er mit uns weißen Langnasen und den häufig arrogant wirkenden Chinesen umgehen soll, ist noch nicht ganz klar. Wenn ich sein Gesicht lesen kann, steht etwas zwischen völlig unangemessener Unterwürfigkeit, Unsicherheit den Gästen gegenüber und einer gewissen Wut, wenn es ihm nicht gelingt, neue Gäste zu motivieren. Ich wünsche ihm und den Damen, dass sie es schaffen.

23.1.2024, 15:00, schon Kuala Lumpur, Rückblick

Der Jetlag gibt endlich Ruhe. Es dauert so lange, wie es dauert. Pro Stunde Zeitverschiebung eine Stunde. Sieben Stunden - Sieben Tage. Gut ausgeschlafen gibt es heute bei malerischem Morgenlicht ein feines Frühstück am Fluß. Von wegen scharfes malaysisches Frühstück. Einen sehr feinen Cappuccino, frisch gepressten O-Saft, Croissant mit Marmelade und Joghurt mit Müsli. Tut dem Magen eindeutig besser. 

Gut, dass wir uns für die vier Wochen Malaysia eine lokale SIM-Karte geholt haben. Gegen 9:30 piepst WhatsApp , der Betreiber des Taxis oder des Taxiunternehmens meldet sich, siehe sein Profilbild.

Feinabstimmung zur Abholung. Das ist auch modernes Leben, wie wir es lieben. Über die holländische Plattform Booking.com ein Taxi in Malaysia geordert und in GBP bezahlt. Ich lerne, das ist auch ein Grund, weswegen Zahlungsdienstleister, wie die in den Schlagzeilen gestandene, Wirecard benötigt werden. 

Ein chinesischer Fahrer holt uns pünktlich ab und bringt uns Richtung Autobahn. Meine Rückmeldung an den Betreiber, dass soweit alles gut läuft, kommentiert er mit einem knappen „InshaAllah“. Die Autobahn wieder von mindestens europäischer Qualität - da kennen wir zuhause ganz andere Strecken - der Verkehr analog, auch wieder mit Stau. Das Fahrverhalten kennen wir gut. Auf einer vierspurigen Autobahn drückt sich alles auf der zweiten Überholspur herum. Die inneren beiden Spuren sind oftmals leer. Wir fahren durch ein wunderschönes grünes Land mit kleinen Hügeln. Nach knapp drei Stunden erreichen wir Kuala Lumpur und der Fahrer setzt uns sicher vor dem Hotel ab. 

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