furt samma
 

George Town.

7.2.2024, 22:00 George Town, Cheong Fatt Tze Blue Mansion

Total abgedreht heute.

Um 2:00 in der Früh weckt uns ein heftiges Gewitter. Der Regen prasselt heftig. Sogar so heftig, dass Wasser durch die Fugen ins Zimmer dringt. Heute ist unser Abschied von Ipoh. Nach dem  Frühstück drücken wir Debby, sie muss einkaufen, und warten auf unseren Fahrer. Er ist pünktlich. Seine Frau fährt mit. Muslims, wie wir sie hier viel sehen. Nicht ganz schlank, eingemummelt in körperumfassendes langes Kleid, Kopftuch, Sonnenbrille. Sehr freundlich aber kein Englisch. Das Englisch vom Fahrer Helmi auch nicht gerade konversationstauglich. Umso schlimmer, dass er reden will. Die zweieinhalb Stunden nach Penang / George Town werden nicht einfach. Nachdem er gehört hat, wo wir herkommen, war die erste Frage nach Hitler, die zweite nach dem zweiten Weltkrieg und seit wann wir alle den unbeliebten US-Dollar verwenden. Auweh, der Hals schwillt. Nachdem er auch noch erklärt hat, dass die Amerikaner 1969 gar nicht auf dem Mond gewesen sein können, weil sie keine Technologie dafür hatten, ist klar, wessen Geistes Kind er ist. Durchhalten, möglichst wenig Angriffspunkte geben. Die Fahrt zieht sich ewig hin. Eine Tankpause, bei der er uns zwei Gebäckstücke mitbringt und eine Pause, um an einem Automaten die Mautkarte aufzuladen. Bald kommen wir auf die ewig lange Brücke vom Festland auf die Insel Penang. Der Verkehr wird dichter. Rechts der Autobahn das Meer, links so ziemlich alles, was in der Hardware auf der Welt Rang und Namen hat. Ute klärt mich auf, dass Penang früher zollfreie Zone war, weswegen viel Tec-Player hier sind. Auch Osram ist hier ansässig. Als sie hier vor ein paar Jahren auf Geschäftsreise war, hatte ich mich zeitgleich in Mexiko an den Unis rumgetrieben, um Interessenten für unser Werk anzuheuern.

Inmitten eines modernen Viertels findet unser Fahrer ein Museum in Blau. Ute meint: No, that’s not a hotel, that’s a museum. War es doch. Wir wohnen hier in der alten chinesischen Botschaft, herrschaftlich! Schön hergerichtet. An den morbiden Charme muss man sich erst gewöhnen. Um 14:00 findet eine öffentliche Führung statt. Wir erfahren über den Erbauer, einen aus ärmlichen chinesischen Umständen zu sehr großem Reichtum gekommener Menschen, der nach seinem Ableben von der New York Times angeblich als Rockefeller des Ostens geadelt wurde. Seine acht Frauen, die Acht in China ist die Glückszahl, da Acht so ähnlich wie Reichtum klingt. Unser riesiges Zimmer heißt 50’s, ist mit Möbeln der Fünfziger ausgestattet und hat einen eigenen Jacuzzi,  den wir unmittelbar nach einem Sprung in den Pool nutzen. Das Hotel wurde vom aktuellen Besitzer aufwendig restauriert und mit seiner Initiative die Altstadt von George Town zum Unesco Weltkulturerbe ernannt. Damit sind das Hotel und 4.000 weitere alte Gebäude vom Abriss geschützt.

Nach einer kurzen Pause laufen wir bei 35 Grad Celsius und hoher Luftfeuchtigkeit  los und suchen die ersten Streetart Pieces. Wir wohnen herrlich zentral, gleich um die Ecke des Hotels geht’s los. An jeder Ecke ein spannendes Werk. Die Touristen haben insgesamt zugenommen, es ist vor allem eine deutliche Zunahme von europäischen / amerikanischen Touristen zu erkennen. Ganze Straßenzüge voller Bars und Kneipen. Wir wissen im Moment nicht, was uns lieber ist. Das verträumte Ipoh oder das touristischere Georg Town. Es tut dennoch gut, wieder einmal den eigenen Kulturkreis zu spüren. Genug gesehen für heute. Wir laufen zurück und gönnen uns den ersten „Nicht-Bier-Drink“ seit Wochen. Einer davon ein Singapore Sling. Der Hunger kommt. Das Hotel selber hat ein Fine Dining Restaurant, das alles andere als günstig ist und nur westliche Küche serviert. Nichts für uns.

Ein paar Meter neben dem Cheong Fatt Tze Mansion Hotel  finden wir schon die ersten Hawker. Das ist was für uns. Auf den Plastikstuhl am Metalltisch gesetzt, typisch Penanger Essen bestellt. Nasi Kandar. Reis, Gurken, gegrillte Anchovis, gegrilltes Hühnchen und gegrillten Fisch mit einer würzigen, gerade mal nicht zu scharfen Sauce, sehr lecker. Dazu zwei Bier. Essen und Bier für 13 €, weniger als die Drinks. Zum Abschluss und weil alles geklappt hat, noch einen Drink an der Bar. Der Barkeeper auch ein Gastarbeiter, diesmal von den Philippinen. Einer der jungen Kerle, die zuhause ein kleines Kind haben und wie die bisher getroffenen Bangladeshi, Inder, Pakistani, Indonesier, Ägypter und Jemeniten muß er sein Geld hier verdienen. Lucky we!

Riesenbrücke nach Penang
Riesenbrücke nach Penang
Einer von vielen herrlichen Tempeln
Einer von vielen herrlichen Tempeln
Unser Zimmer, das 50s, original getreu möbliert
Unser Zimmer, das 50s, original getreu möbliert
Herrlicher Pool vor dem Zimmer
Herrlicher Pool vor dem Zimmer
Erste Streetart von George Town
Erste Streetart von George Town

8.2.2024, 22:00

Um 16:00 das erste Mal zurück von der erfolgreichen Suche nach Street Art. Vier Stunden Marsch durch Penang bei 33 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit sollte genügen. Klatschnass aber zufrieden geht’s nach einer Dusche in den Pool.

Die für uns relevanten Pieces von Julia Volchkova, Ernest Zacharevic, Louis Gan, Tang Mun Kian, Reggie Lee und Baba Chuah, um nur einige zu erwähnen, haben wir gefunden. Viele der Kunstwerke haben wir jedoch nicht mehr erlaufen können, es ist einfach zu heiß. Es gibt ja keinen Preis für Vollständigkeit. Irgendwo in der Altstadt werde ich von einem buddhistischen Mönch angesprochen, der um eine Gabe bittet. Na klar, die Jungs sind nicht so reich. Der Griff in die Tasche bringt 20 Ringit (4€) hervor, was eine ganze Menge ist. Da schaut er mich an und meint nur, dass die anderen zwei Mönche ja auch etwas bekommen sollen. Schon bin ich 60 Ringit los. Macht immerhin 12 Euronen aus. Davon können sich die drei hier sechs volle Essen kaufen. 

In einer kleinen Kneipe am Wasser laben wir uns an einem Cappuccino und einem frischen Saft, Melone mit Birne und Orange mit Limone. Auch Penang hat mehr Aufmerksamkeit und Aufenthaltsdauer verdient als wir dieses Mal geben können.

Nach Pool und Pause geht’s noch einmal auf die Straße. Wir suchen noch das Bruce Lee Mural. Dabei stoßen wir auf die Zentrale Feuerwehr, die als Teil des UNESCO World Heritage bunt geschmückt ist. Wir kommen mit zwei Feuerwehrleuten ins Gespräch. Sie freuen sich über Kontakt zu „Fremden“ und wir uns über den Kontakt zu weiteren Menschen hier. 

Den Bruce Lee finden wir auch noch. Mittlerweile arg ausgebleicht. Mal schauen, was Photoshop noch möglich macht, wenigstens Strukturen wieder sichtbar zu bekommen.

Mir hat jemand vor der Reise gesagt, wir sollten mehr T-Shirts einpacken. Er / sie hat Recht gehabt. Wir haben heute zwei komplette Klamottensets bis auf die Haut durchgeschwitzt. 15.000 Schritte später schreit das Abendessen. Der Foodcourt um die Ecke ist ziemlich gut. Es gibt ein Dutzend Essstände, alle mit unterschiedlichen Küchen. Wir wählen heute Thailändische Küche. Sensationell. Drei Gerichte für uns sollten reichen. Hühnerhack mit Thaibasilikum,  Hühnchen mit Erdnüssen in Süß-scharfer Sauce und ein Salat. Mit Bier zusammen keine 20 €. Und das ist teuer für Malaysia. Zum Abschluss doch noch ein Singapore Sling.

Tiger an der Wand
Tiger an der Wand
Typischer Food Court mit hervorragendem Essen
Typischer Food Court mit hervorragendem Essen
China Town
China Town
by Louis Gan
by Louis Gan
Die Feuerwehrzentrale
Die Feuerwehrzentrale
Streetart an der Feuerwehrzentrale
Streetart an der Feuerwehrzentrale
Abendessen beim Thai
Abendessen beim Thai
Foodcourt um die Ecke
Foodcourt um die Ecke


9.2.2024, 16:00

Der Aufenthalt in George Town geht auch schon zu Ende. Heute, am Vorabend von Chinese New Year, lassen wir uns am Vormittag mit einem „Grab“-Taxi zum Kek Lok Si Tempel etwas außerhalb der Stadt bringen. Grab, die südostasiatische Alternative zu Uber klappt hervorragend. Die Fahrer-/ innen sicher und schnell, die Kosten für uns ein Witz. Der Tempel als größte Anlage in Malaysia und einer der größten in Südostasien ist schon ohne Beleuchtung tagsüber beeindruckend. Ab Morgen wird er für 30 Tage Abends geöffnet sein und mit mehreren Tausend Leuchten bestrahlt. Wir hatten auch mangels Erfahrung mit Asien zur Buchung keine Ahnung, dass wir hier mitten zum Fest sein werden. Eine Verlängerung hier im Hotel war schon im Oktober nicht mehr möglich - ausgebucht. Egal, der Besuch wunderschön. Wird sind ohnehin wieder mit Eindrücken vollgestopft. Der Nachmittag gehört dem Pol und dem Jacuzzi.

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Nachtrag 23:00

Der Abend von Chinese New Year. Unser Food Court hat geschlossen. Was tun? Ganz ehrlich wollen wir uns den vermuteten Wahn in Chinatown nicht antun. Zum Hotel gehört ein kleines Café, dort wird ein Tisch reserviert. Um 18:00 findet in der Hotellobby ein kleines Konzert statt. Eine Chinesin spielt auf einer traditionellen Guzhen. Die Form ähnlich wie eine bayrische Zitter, jedoch mit anderer Bespannung und damit ganz anderen Klängen. Sie spielt schön. Um 19:30 ist der Tisch reserviert. Wir sitzen draußen und bestellen uns ein paar Tapas und die erste Flasche Wein nach mehr als drei Wochen. Einen Donna Fugata, im Eiskühler richtig fein. Gegen 20:00 fängt die dreiköpfige Jazzband an zu spielen. Etwas mehr als 10 Gäste im kleinen Garten des Cafés. Die Jungs spielen gut. Es sind drei Generationen. Die Kommunikation mit den Dreien läuft von der Bühnen zu uns und zurück. Der junge Drummer spielt seit seinem 10.ten Lebensjahr, der Bandleader mit 42 Jahren zeigt uns Bilder vor seiner Diät - krass - und der Mann an den Keyboards, der älteste freut sich, dass wir Marvin Gay, Chick Corea und Herbie Hancock kennen. Was für ein Spaß. Und das Ganze - ich  muss es einfach erwähnen, für 50 Euronen. Vier hervorragende Tapas, eine Flasche und zwei Glas Wein. Was für ein herrlicher Abend von Chinese New Year.

Guzhen Spielerin im Hotel
Guzhen Spielerin im Hotel
Die Band im Hotel
Die Band im Hotel
Tolle Jazzmusiker
Tolle Jazzmusiker
Happy New Chinese New Year
Happy New Chinese New Year


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